Der Linguist und die Hybris der USA

Der heute einer breiten Öffentlichkeit nur als politischer Autor bekannte Noam Chomsky hat eine steile akademische Karriere in der Linguistik hinter sich. Schon mit seiner 1955 an der University of Pennsylvania fertig gestellten Dissertationsschrift legte er den Grundstein für seine Theorie einer dem menschlichen Gehirn angelegten grammatischen Struktur, die nicht angelernt ist und über Sprachgrenzen hinaus Gültigkeit hat. An das Massachusetts Institute of Technology (MIT) in Boston, an dem er bis zu seiner Emeritierung lehrte und noch heute sein Büro hat, kam er im selben Jahr. 1961, im Alter von nur 32 Jahren, wurde er zum ordentlichen Professor am MIT berufen, 1974 mit dem Titel „Institut Professor“ geehrt. Die American Academy of Arts and Sciences sowie die der National Academy of Science nahmen ihn als Mitglied auf.Geprägt wurde Chomsky durch ein jüdisch-intellektuelles, politisch bewusstes Elternhaus. Auch der Besuch einer experimentellen Schule ohne Benotung bis zum zwölften Lebensjahr war, nach eigener Einschätzung, wichtig für seine intellektuelle Entwicklung. Politisch aktiv wurde er nach anfänglichem Zögern während des Vietnamkrieges. In seinen politischen Analysen hat er sich seitdem u. a. mit den der US-Politik gegenüber Mittelamerika, Osttimor und der Türkei beschäftigt. Derzeit engagiert er sich vor allem in den globalisierungskritischen Bewegungen. In seinem neuestes Buch „Hegemony or Survival: America’s Quest for Global Dominance“ (in deutscher Sprache unter dem Titel „Hybris“ im Europaverlag erschienen) analysiert er Ursachen und Folgen der militarisierten Außenpolitik der Vereinigten Staaten. EC