Betrogene Hoffnung

Das Ansehen der UNO ist nach fünf Jahren auf einen Tiefstand gesunken – auch bei den Albanern im Kosovo

PRIZREN taz ■ Der Tod zweier Kinder hatte die Unruhen vergangene Woche ausgelöst. Sie und ein vermisstes drittes Kind wären, so behaupten Albaner, von Serben in den Fluss Ibar getrieben worden und seien ertrunken. Gestern wurden die beiden Kinder unter der Anteilnahme von mehr als 5.000 Trauergästen beigesetzt. Sie seien „Märtyrer“ für ein freies Kosovo, rief der Ministerpräsident der UN-verwalteten Provinz aus.

Beim Begräbnis dabei waren auch Vertreter der internationalen Verwaltung Unmik. Ihre Mission und die der Friedenstruppe KFOR sind, das zeigt die vergangene Woche, gescheitert. Nach einer Studie der UN selbst ist die Akzeptanz der Mission bei den Albanern in einem Jahr von 80 Prozent auf knapp 30 Prozent gesunken. Und bei den Serben stieg noch vor den Unruhen die Zahl derjenigen, die sich vor Übergriffen nicht auisreichend geschützt fühlen, auf fast 50 Prozent.

Fünf Jahre nach dem Krieg will die Bevölkerung beider Gruppen endlich Erfolge sehen. Wirtschaftlich aber hat sich trotz der Hilfsgelder wenig getan, die Arbeitslosigkeit liegt weit über 50 Prozent. Viele Hilfsprojekte arbeiten zudem wenig effektiv. Korruptionsfälle haben das Ansehen der UN weiter erschüttert.

Auch die Demokratisierung stockt. Die Unmik habe nicht, so lautet der Vorwurf, wie versprochen die Macht auf die demokratisch legitimierten Vertreter der Bevölkerung übertragen. Dieses Machtvakuum ist von den radikalen Demonstranten und ihren Hintermännern genutzt worden. Immerhin aber setzt jetzt die Kritik des großen Teils der „normalen“ albanischen Bevölkerung an den gewalttätigen Demonstranten ein.

ERICH RATHFELDER