Konservativer Sieg in El Salvador

Bei der Präsidentschaftswahl schlug der 39-jährige Medienunternehmer Antonio Saca den ehemaligen Guerillakommandanten der FMLN, Schafik Handal, deutlich

SAN SALVADOR taz ■ Über Antonio „Tony“ Saca erzählt man sich in El Salvador eine Anekdote: Ein Reporter fragte den Rundfunkunternehmer im Wahlkampf, ob man denn ohne großes Expertenwissen ein Land regieren könne. Das sei gar kein Problem, soll Saca geantwortet haben: „Wichtig ist nur, dass ich die Telefonnummern der Leute habe, die sich auskennen.“

Mit einer komfortablen Mehrheit von 57,4 Prozent hat der 39-Jährige am Sonntag für die rechtskonservative Republikanisch-Nationalistische Allianz (Arena) die Präsidentenwahlen gewonnen. „Das Volk sieht ihn als Mittelklasse-Mann, der es durch eigene Arbeit nach oben geschafft hat“, sagt der Meinungsforscher Miguel Cruz. „Er ist sympathisch und als Sportreporter überall bekannt.“ Sacas Kontrahent Schafik Handal von der Nationalen Befreiungsfront Farabundo Martí (FMLN) schien dagegen immer noch bittere Erinnerungen an Bürgerkriegszeiten zu wecken. Obwohl die Machtübernahme für die FMLN monatelang greifbar nahe schien, verlor der 73-jährige Ex-Guerillakommandant schließlich mit 35,6 Prozent.

„Das größte Problem der FMLN war der Kandidat“, sagt der Analyst Oscar Picardo. Handal gilt vielen als mürrischer Dogmatiker und als Spalter. Seine tragende Rolle im Krieg und seine Sympathien für den kubanischen Staatschef Fidel Castro lieferten der seit 15 Jahren regierenden Arena im Wahlkampf eine Steilvorlage. Horrorszenarien von Lebensmittel-Rationierungen und Massendeportationen von Salvadorianern aus den USA wurden an die Wand gemalt. Werbespots zeigten 20 Jahre alte Bilder von Entführungsverliesen der Guerilla.

Die FMLN konterte mit Propaganda, in der sie auf Verbindungen von Arena zu den Todesschwadronen der 80er-Jahre hinwies. „Die Kampagne war von beiden Seiten her sehr schmutzig“, sagt Cruz. „Viele Wähler haben nicht aus Überzeugung für eine Partei gestimmt, sondern aus Ablehnung gegen die andere.“

Jetzt muss Saca zeigen, ob er in der Lage ist, die tiefe nationale Spaltung zu überwinden. Arbeitsplätze und Stabilität will er unter anderem durch das Freihandelsabkommen mit den USA schaffen, das die Vorgänger-Regierung ausgehandelt hat und das er jetzt durchs FMLN-dominierte Parlament bekommen muss. Mit einer „superharten Hand“ gegen kriminelle Straßenbanden will er El Salvadors Gewaltproblem in den Griff kriegen. Zumindest kann sich der Herr über neun Radiosender der Unterstützung durch die Medien sicher sein.

Die FMLN werde weiter erstarken, falls sie sich demokratisiere, glaubt der Meinungsforscher Cruz. Seiner Ansicht nach wird die starke Polarisierung der Gesellschaft zunächst dafür sorgen, dass der neuen Regierung das Leben unmöglich gemacht werde.

ISABEL GUZMAN