Braunschweig blamiert sich

Braunschweig taz ■ Den Bau einer Shopping-Mall hält man in Braunschweig für einen kulturell bedeutsamen „Beitrag zur städtebaulichen Erneuerung der Stadtmitte“. Das geht aus dem Konzept hervor, mit dem sich Braunschweig als Kulturhauptstadt Europas 2010 bewirbt. Der Plan, eine Attrappe des 1949 zerstörten Welfenschlosses als Fassade für einen Einkaufspark zu errichten, steht bundesweit in der Kritik (taz berichtete). Auch in Braunschweig ist er umstritten: Eine Bürgerinitiative hat 30.000 Protest-Unterschriften gegen das Vorhaben gesammelt. Dennoch hat es nun einen prominenten Platz in der Braunschweiger Bewerbungsschrift, über die der Stadtrat gestern abzustimmen hatte (Sitzung nach Redaktionsschluss). Die Stadt mache sich „im deutschlandweiten Entscheidungswettbewerb lächerlich“, befürchtet die Vorsitzende der Braunschweiger Grünen-Fraktion, Gisela Witte. Auch insgesamt setze das örtliche Kulturhauptstadt-Konzept „falsche und bürgerferne inhaltliche Schwerpunkte“. Ihre Fraktion werde das Konzept daher geschlossen ablehnen. Vor allem monierte die Grünen-Ratsfrau dessen Konzentration auf bauliche Großprojekte: Geplant sind ein Festspielhaus für Neue Musik und ein Kunstmuseum. „Hallenwahn“, der laut Witte den kommunalen Haushalt überfordert. Und für den kein Bedarf bestehe: So bewirbt sich Braunschweig zusammen mit dem Umland: „Wenn man den regionalen Gedanken ernst nimmt“, so Witte, sei deshalb „auch der Bau einer Kunsthalle in Braunschweig überflüssig.“ Tatsächlich dürfte es schwer fallen, mit einer aus dem Boden gestampften Bilderbewahranstalt gegen das renommierte Wolfsburger Kunstmuseum zu bestehen. bes