Lebensmittelhilfe vor dem Aus

UN stoppt Transport von Nahrungsmitteln nach Gaza. Grund ist ein Mangel an leeren Containern, die Israel aus Angst vor Terroristen nicht mehr über die Grenze lässt

JERUSALEM taz ■ Aus Mangel an leeren Containern sollen die UN-Nahrungsmitteltransporte in den Gaza-Streifen noch diese Woche gestoppt werden. „Seit Anfang März lässt Israel keine leeren Container mehr raus“, erklärt Rene Aquarone, Verwaltungsdirektor der UNRWA (United Nations Relief and Works Agency). Damit sei es unmöglich, „volle hineinzubringen“. Die Lagerhäuser im Gaza-Streifen „sind leer“.

Grund für die Schließung des Grenzübergangs Karni, über den die Transporte humanitärer Hilfsgüter gehen, ist der Terrorangriff am 14. März in Aschdod, bei dem elf Israelis ums Leben kamen. „Die beiden palästinensischen Terroristen waren in einem Container, der über Karni transportiert wurde, versteckt“, heißt es in der offiziellen Presseerklärung der Armee. Dennoch würden täglich „50 Container mit Nahrungsmitteln, medizinischen und humanitären Hilfsgütern, die über den Karni-Übergang transportiert werden, genehmigt“.

Seit Beginn der Al-Aksa-Intifada im September 2000 versorgt die UN-Hilfsorganisation für palästinensische Flüchtlinge regelmäßig „700.000 Menschen im Gaza-Streifen“ mit Nahrungsmitteln. Dazu gehören Mehl, Reis, Zucker und Tee, die alle 45 Tage an die einzelnen Familien verteilt werden. UN-Untersuchungen zufolge müssen weit über 60 Prozent der Bevölkerung im Gaza-Streifen mit weniger als zwei US-Dollar zurechtkommen.

„Die Intifada hat viele Palästinenser arbeitslos gemacht“, erklärt Aquarone. Selbst wenn die Hilfstransporte ungehindert durch die Grenzstationen kommen, reichten die Nahrungsmittel kaum aus, um Unter- und Fehlernährung längerfristig verhindern zu können. Aufgrund der Finanzierungsprobleme sei die Hilfe für die besetzten Gebiete bereits von 60 auf 40 Prozent des täglichen Bedarfs zurückgeschraubt worden.

Christer Nordahl, der für die Verteilung der Hilfsmittel zuständig ist, rechnet nicht mit einer unmittelbaren Hungerbedrohung. „Wir hoffen, dass die Familien, die in der nächsten Woche ihre Ration erhalten würden, von Freunden und Verwandten unterstützt werden.“

Die UNRWA hat trotz der Transportsperre für Container von Gaza nach Israel die Lieferungen aufrechterhalten. Die Mietkosten seien indes nicht mehr tragbar. Die Verschiffungsunternehmen stellen in der ersten Woche täglich pro Container 20 US-Dollar Bußgeld in Rechnung, in der zweiten 30 US-Dollar und in der dritten 40. „Wir haben derzeit 3.000 Container im Hafen, das sind inzwischen 12.000 Dollar Kosten täglich“, rechnet Nordahl. Zwar hatte die Armee schon für vergangenen Sonntag Einreiseerleichterungen in Aussicht gestellt, doch bislang nicht umgesetzt.

Von erschwerten Kontrollen an den Grenzübergängen sind in den vergangenen Wochen nicht nur die Transporte mit humanitären Hilfsmitteln betroffen, sondern auch die ausländischen UNRWA-Mitarbeiter. So blieb nach der Hinrichtung des Hamas-Führers Scheich Ahmed Jassin der Übergang Eres für zivile Pkws tagelang komplett gesperrt. Aus Sorge vor Angriffen dürfen die UN-Mitarbeiter den Kontrollpunkt nicht zu Fuß überqueren. SUSANNE KNAUL