In der Kölnarena gibt‘s was auf die Ohren

Basketballbundesligist RheinEnergie Köln endlich in der KölnArena. Aber nur, weil der Gegner Bonn heißt. Vielleicht aberauch, weil der Hallensprecher die Anwesenden mit undefinierbaren Lärmattacken malträtiert

KÖLNARENA taz ■ Pressekonferenzen nach einem Spiel der Basketball-Bundesliga stellen bisweilen höchste Anforderungen an die Zuhörerschaft. Ganz besonders dann, wenn Milan Minic, der slowenische Trainer von RheinEnergie Köln, eines seiner berüchtigten Statements absondert. So am Samstag nach dem 86:81-Sieg, den die Kölner nach Verlängerung über die Telekom Baskets Bonn feierten. In einem Englisch, das nicht übersetzt wird, da es vermutlich jeden Dolmetscher in den Irrsinn treiben würde, nuschelte der Slowene wieder einmal minutenlang, ohne abzusetzen, vor sich hin.

Die Essenz des Gebrabbels, darauf einigten sich die Zuhörer, war in etwa diese: „Wir haben das Spiel mit Glück gewonnen. Die Spieler haben gekämpft und wollten unbedingt gewinnen. Es war ein sehr gutes Basketballspiel, in dem wir sehr gut vorbereitet waren.“ Im ersten Teil der Aussage lag Minic richtig: Der Kölner Sieg war sogar sehr glücklich. Das Spiel, das vor offiziell 7.795 Zuschauern in der erneut nicht einmal halbvollen Kölnarena stattgefunden hatte, war über sehr weite Strecken ein riesiges Gewürge und Gekrampfe.

Die Bonner, die aus unerfindlichen Gründen seit Mai 2002 nicht mehr gegen Köln erfolgreich waren, hatten die Partie eigentlich dominiert, zeitweise sogar mit zehn Punkten in Führung gelegen. Anstatt den Vorsprung auszubauen, vergaben sie im Angriff ebenso nervös wie leichtfertig ihre Chancen – und brachten Köln zurück ins Spiel. “Wir haben in den entscheidenden Phasen zu viele Bälle verloren“, sagte Bonns Trainer Predrag Krunic. In der fünfminütigen Verlängerung war es der Ex-Bonner Terrence Rencher, der acht Punkte erzielte und so den Kölner Erfolg perfekt machte.

Dabei wäre es diesmal so leicht gewesen, RheinEnergie zu besiegen. Die Kölner tölpelten zeitweise völlig konfus vor sich hin, liefen sich gegenseitig über den Haufen – und brillierten mit einer Freiwurfquote, die sich kein Oberligist leisten dürfte: Von 46 Versuchen verwandelten sie lediglich 28. Kölns Sportdirektor Stephan Baeck traf besser: „Wenn es die Bonner heute nicht geschafft haben, uns zu besiegen, dann weiß ich nicht, wann sie es überhaupt schaffen wollen.“ Bonn ist trotzdem für die Playoffs qualifiziert, der Tabellenachte Köln noch lange nicht.

Vielleicht war es das Geschrei des gewohnt übermotivierten Kölner Hallensprechers Amiaz, das die der Baskets-Profis nervös machte. Auch in der Bonner Hardtberghalle ist es laut. Doch was Amiaz in Köln veranstaltet, ist kaum mit den internationalen Menschenrechts-Konventionen zu vereinbaren. Der Mann nutzte jede Gelegenheit, die Halle zusammenzubrüllen. Wie von Sinnen gickte, gluckste und huihhhteee er ins Mikro – immer volle Pulle. Dem Publikum erteilte Amiaz extrem überflüssige Anordnungen wie: „Kölner, ihr müsst zeigen, aus welcher Stadt ihr stammt.“ Manch ein Zuschauer verspürte schon nach wenigen Minuten ein starkes Brummen im Ohr – und bald darauf einen Fluchtreflex.

Auch der Kölner Kapitän Sasa Obradovic hätte die Halle wohl am liebsten schnell verlassen. Als Trainer Minic den jugoslawischen Welt- und Europameister nach 12 Minuten auswechselte, trat Obradovic wütend eine Werbebande um. Danach kam er nicht mehr zum Einsatz. Nur drei Minuten durfte der 35-Jährige spielen. „Ich habe keinen Ärger, Sasa hat Ärger. Er will spielen. Er ist aber nach neunmonatiger Verletzungspause für so ein wichtiges Spiel“, sagt Minic. Obradovic, der eine komplizierte Knieverletzung auskuriert hat, entgegnet: „Ich brauche Spielpraxis für die Playoffs.“ Vielleicht sollten sich die beiden ganz in Ruhe unterhalten. Minic spricht perfekt Serbisch. Das dürfte die Kommunikation erleichtern. CHRISTIANE MITATSELIS