Guter Kakao für ein gutes Leben

Im westafrikanischen Ghana wird der Kakao fair produziert und gehandelt. Davon profitiert vor allem die lokale Bevölkerung. Nun sollen auch die Kakaobauern der Nachbarstaaten an dem Erfolg Teil haben. Ein Besuch bei der Kooperative Kuapa Kokoo II

Teresa Ogana steht mitten auf einer riesigen Kakaoplantage im südlichen Ghana und schaut stolz über die satt-grünen Pflanzen. Zwischen den Bäumen und Sträuchern herrscht reges Treiben, doch Teresa arbeitet heute nicht mit. Sie erwartet Besuch aus dem benachbarten Togo. Fünf Kakaobauern haben sich angekündigt.

„Sie wollen von uns lernen“, sagt Teresa Ogana. Denn obwohl das togolesische Kingalu nur gut 180 Kilometer von Tamese entfernt liegt, trennen die beiden Orte Welten: Häuser, Strom, zwei Schulen, eine Krankenstation hier. Hütten, Kochen auf Holzfeuern, nur ein kleiner Unterrichtsraum und eine weite Fahrt zum nächsten Arzt dort. Der Unterschied: Kakao aus Tamese wird fair gehandelt. Der aus Kingalu nicht. „Wir verdienen mit unserem Kakao genug, um gut davon leben zu können“, sagt Ogana. „Auch bleibt Geld, das wir in gemeinschftliche Projekte und Einrichtungen investieren. Den Kakaobauern in Kingalu geht das leider nicht so.“ Doch das soll sich bald ändern. Die Farmer aus Togo wollen von dem Wissen und den Erfahrungen Teresas und ihrer Kollegen aus Tamese profitieren.

Seit fünf Jahren leitet die 45-Jährige Ghanas zweitgrößte Kakao-Kooperative, Kuapa Kokoo II. Guter Kakao heißt das in der Sprache der Twi. Bereits vor 15 Jahren haben Frauen aus Tamese diesen Zusammenschluss gegründet, der die Ernten der Bauern zu festen Preisen aufkauft, gleich bei der Lieferung bezahlt und auch in der nächsten Saison den Kakao garantiert abnimmt. Das ermöglicht den Bauern finanzielle Planungssicherheit und, da angemessene Löhne gezahlt werden, reicht die Arbeitskraft der Erwachsenen. Den Kindern bleibt mehr Zeit für‘s Lernen und Spielen. Beim Weiterverkauf des Kakaos an faire Handelsorganisationen erwirtschaftet die Koop einen Überschuss, aus dem Gemeinschaftsprojekte wie Bildungszentren und Brunnen gezahlt und Rücklagen gebildet werden. Die Kooperative wiederum hat feste Verträge mit internationalen Handelsorganisationen, die den Aufpreis für die fairen Arbeits- und Produktionsbedingungen zahlen. Mittlerweile wird Kakao in Ghana fast ausschließlich nach diesen Maßstäben produziert. Aber eben noch nicht in Togo.

“Ausschlaggebend für diese positive Entwicklung in Ghana war die ständig steigende Nachfrage nach den fair gehandelten Produkten“, erklärt Teresa. “In Deutschland etwa haben vor über 25 Jahren verschiedene Organisationen und Kampagnen diesen Waren endgültig aus ihrem Nischendasein geholfen.“ Der Umsatz von Kuapa Kokoo II sei gestiegen, da sich immer mehr Menschen in den Abnehmerländern entschieden hätten, nicht länger auf Kosten der Produzenten zu konsumieren. Zudem würden schon lange eine hohe Qualität sowie ökologische Standards bevorzugt. So ist eine Produktion nach strengen Öko-Kriterien für die Bauern in Tamese und Umgebung längst selbstverständlich.

Seit Teresa vor fünf Jahren die Leitung von Kuapa Kokoo II übernahm, kümmert sie sich vor allem darum, das Wissen und den Erfolg der Kooperative weiter zu geben. Sie ermutigt in ganz Afrika Bauern und vor allem Frauen, faire Arbeits- und Handelsbedingungen einzufordern. Sie erzählt ihnen von den Schwierigkeiten und Widerständen die auftreten können und wie auch diese zu meistern sind. Und sie hält weltweit Vorträge über ihre Arbeit. So auch vergangenes Jahr an dem Lehrstuhl für Fairen Handel an der Universität Göttingen. Davon, dass Fairer Handel sich weiter durchsetzen wird, ist sie überzeugt. „Auch unsere Kollegen aus Togo werden unter fairen Bedingungen produzieren und handeln können.“ Doch dafür muss die Nachfrage nach diesen Produkten weiter steigen– auch in Deutschland. Katrin Evers