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: „50 erste Dates“

Adam Sandler liebt Drew Barrymore. Nicht zum ersten Mal. In „Eine Hochzeit zum Verlieben“ (1998) stieg Sandler seiner Angebeteten bereits mit Achtzigerjahre-Schnulzen und lässigen Pastell-Sackos hinterher. Dahinter steckte damals noch ein klassisches Liebesmodell, hoffnungslos romantisch und zeitlos. Musik, Engtanz, Blumen, ein Lächeln: Die Sprache der Liebenden folgte altbekannten Konventionen. Jedes Zeichen sendete ein Signal aus, welches beim Empfänger wiederum eine emotionale Reaktion auslöste. Man hat das selbst schon dutzende Male erprobt und ist doch immer wieder verblüfft, wie gut es funktioniert.

In „50 erste Dates“ dagegen, dem neuen romantischen Sandler/Barrymore-Vehikel, ist das Verhältnis von Signifikat und Signifikant radikal gestört. Fast hat man Skrupel, bei diesem verquasten Liebesmodell noch von Romantik zu sprechen. Adam Sandler liebt Drew Barrymore, aber die hat ihren Verehrer von gestern jeden nächsten Morgen wieder vergessen: Lucy Whitmore steckt seit einem Autounfall in einer Art Zeitschleife fest. Der letzte Tag ihres „normalen“ Lebens spielt sich nach dem Verlust ihres Kurzzeitgedächtnisses immer wieder neu vor ihr ab.

Die Simulation um sie herum ist „Truman Show“-verdächtig. Denn anstatt Lucy aus ihrem Loop zu befreien, versucht ihre Familie, die Illusion von Normalität aufrechtzuerhalten. Bis Sandler dazwischenplatzt.

Der spielt Henry Roth, einen „Sea World“-Veterinär und Frauenhelden auf Hawaii. Diese Konstellation hat für den Film zwei Vorteile. Zum einen trägt sich ein Großteil der Geschichte so über die malerischen Landschaftsaufnahmen. Zum anderen gibt es Sandler reichlich Gelegenheit, Witze über die Geschlechtsteile von Walrössern und deren Kotze einzubauen.

Harrys fast sodomitisches Verhältnis zu seinen beflossten Schützlingen ist übrigens um ein Vielfaches romantischer als alles, was er mit der erinnerungsschwachen Lucy anstellt. Ein Videotape, das er mit Lucys Vater und ihrem debilen Bruder produziert, muss in „50 erste Dates“ schließlich als Surrogat für unmittelbar erfahrbare Gefühle herhalten. Eine ziemlich beängstigende Vorstellung: Mit der Technisierung der Liebes-Semantik schafft sich unsere klassische Idee von Romantik kurzerhand selbst ab.

Diese Form von schizophrener Behinderung kennt man aus den Filmen der Farelly-Brüder. Nur sieht „50 erste Dates“ mit seiner hundertmal gesehenen Mischung aus sexistischen (Sandlers androgyner Assistant ist eine der bizarrsten Kinofiguren der letzten Zeit), latent rassistischen (der „Komiker“ Rob Schneider spielt einen einäugigen Hawaiianer), schweinischen, ekligen und vor allem überhaupt nicht witzigen Witzen so aus, als sei das Drehbuch auf dem Arbeitstisch der Farellys liegen geblieben.

ANDREAS BUSCHE