Stuttgarter Privatuni geht Pleite

Das Institute of Management of Technology wollte die staatlichen Universitäten aufmischen. Nun wollen die beteiligten Topfirmen wie Trumpf oder Daimler kein Geld mehr geben. 24.000 Euro Studiengebühren für MBA-Ausbildung reichten nicht

VON LENNART LABERENZ

Sie galt als eine der hoffnungsvollsten Uni-Neugründungen des Jahrzehnts. Das Stuttgart Institute of Management and Technology (Simt) ging im Jahr 2000 mit einer Master of Business Administration (MBA) auf den Markt. Doch nun ist schon wieder Schluss mit der Herrlichkeit einer Privathochschule. Das Institut ist pleite. „Wir können zum neuen Studienjahr keine Studierenden mehr aufnehmen“, erfuhr die taz aus Kreisen der Hochschule.

Das Simt überlebt nicht, obwohl es das für Unternehmen so wichtige, in Deutschland bislang aber kaum angebotene MBA-Zertifikat im Programm hatte. Für eine 20-monatige Ausbildung mussten die Studierenden aus aller Welt Gebühren in Höhe von 24.000 Euro hinblättern. Am Simt studierten nur 55 Personen. „Wir haben unser Ziel von 100 Studierenden nicht erreicht“, sagte der Simt-Direktor lapidar, „aber die Idee war nicht schlecht.“

Das Ende des Instituts, das der Verwaltungsrat Ende kommender Woche beschließen wird, ist ein erneuter Rückschlag für die hochfliegenden Unipläne der deutschen Wirtschaft. Angeführt von Deutsche-Bank-Sprecher Rolf E. Breuer ließen die Industriekapitäne keine Gelegenheit aus, über staatliche Hochschulen vom Leder zu ziehen. Deren Absolventen, so pflegte Breuer zu sagen, sind „ungeeigneter als jene, die in den USA oder London studiert haben. Wir haben einen Standortnachteil wegen der schlechten universitären Ausbildung in Deutschland.“

In Stuttgart blamiert sich nun freilich eine ganze Reihe vermeintlicher Topfirmen: Neben Trumpf standen Unternehmen wie Bosch, DaimlerChrysler, Siemens oder Hewlett-Packard hinter dem Institut. Auch die Unis Stuttgart, Tübingen und Hohenheim sind am Simt beteiligt – und seiner Pleite.

Erklärtes Leitbild der Institution war, „die Idee der Globalisierung zu befördern“. Das mittlere und Top-Management sowie „young potentials“ hatte man dafür im Blick, erklärte Dekan Ulli Arnold gerne. Auch das Simt ließ keine Gelegenheit aus, über die Staatsunis zu lästern. „Hier finden sie Menschen, die wissen, was sie wollen und ihre Zeit nicht an öffentlichen Hochschulen vergeuden wollen“, sagte Uni-Sprecher Peter Greulich der taz.

Die Gründe für das wirtschaftliche Aus sehen die Uni-Betreiber sonderbarerweise nun in der harten Konkurrenz – durch staatliche Unis. Es sei eine „Wettbewerbsverzerrung“, sagte ein Sprecher, wenn nun auch staatlich finanzierte Hochschulen MBA-Ausbildungen anböten.

Bis zum letzten Moment hatte man an der Privathochschule geglaubt, die Pleite abwenden zu können. Für vorgestern Abend etwa war ein Fundraising-Dinner angesetzt. Der Verwaltungsrat blies es ab. Denn: „Wir haben festgestellt, dass auch ein sehr gutes Spendenergebnis unseren Fehlbetrag nicht hätte ausgleichen können“, sagte ein Sprecher.