Nicht bloß eine Laune

Experte: Mehr Aufklärung über „Volkskrankheit Depression“ kann Selbsttötungsrate senken

Mehr Aufklärung über die „Volkskrankheit Depression“ kann nach Ansicht von Fachleuten Betroffenen helfen und die Rate der Selbstmordversuche deutlich senken. In vielen Fällen werde die Krankheit aber auch von Hausärzten nicht rechtzeitig erkannt, sagt der Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universität Lübeck, Fritz Hohagen. Das „Lübecker Bündnis gegen Depressionen“ wolle jetzt Aufklärungsarbeit leisten.

„Jeder zehnte Mann und jede fünfte Frau erkranken heute im Laufe ihres Lebens an einer schweren Depression, die Tendenz ist leicht steigend“, so Hohagen. Noch immer gingen viele Betroffene aus Scham oder Unkenntnis nicht zum Arzt. „Jeder Mensch ist mal traurig oder niedergeschlagen. Aber wenn man sich innerlich leer und wie versteinert fühlt, wenn man sich nicht mehr freuen und auch nicht mehr trauern kann, spricht man von Depression.“

„Mit unserer Kampagne wollen wir Betroffene und ihre Angehörigen aufklären, aber auch Ärzte und Multiplikatoren schulen“, erklärte Hohagen. Vorbild für das Lübecker Bündnis ist eine ähnliche Aktion in Nürnberg. Dort sei innerhalb von zwei Jahren die Zahl der Suizidversuche in der Bevölkerung um ein Viertel reduziert worden, sagte Hohagen. Ein „Bündnid gegen Depression“ gibt es seit Februar 2004 auch in Hamburg-Harburg.

dpa/taz

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