Tod im tschetschenischen Hinterhalt

11 russische Soldaten in Tschetschenien getötet. Rebellenchef Bassajew kündigt Attentat auf Russlands Präsidenten an

MOSKAU taz ■ Acht russische Soldaten und drei Milizionäre kamen am Montag in der Nähe der Ortschaft Alchan-Kala bei einem Zusammenstoß mit tschetschenischen Rebellen ums Leben. Die russische Armeeführung in Chankala räumte ein, es seien die schwersten Verluste seit mehreren Monaten gewesen.

Nach Armeeangaben befanden sich die Soldaten der 348. Brigade auf einer Erkundungsfahrt, als sie auf der Hauptverkehrsader Tschetscheniens bei Alchan-Jurt in einen Hinterhalt gerieten. Ein Jeep der Miliz war zunächst auf eine Mine gefahren und aus dem Hinterhalt unter Beschuss genommen worden. Daraufhin rückte eine gepanzerter Mannschaftstransporter aus, der den Milizionären zu Hilfe eilen sollte. Kurz bevor er den Ort des ersten Überfalls, zwanzig Kilometer westlich von Grosny, erreichte, wurde auch dieser von einer Mine außer Gefecht gesetzt und die deckungslos aufsitzende Besatzung erschossen.

Der Militärexperte Wladimir Sliptschenko nannte gegenüber dem Sender „Echo Moskau“ „elementare Verantwortungslosigkeit“ als Grund des Desasters. Es sei Zeit, meinte Sliptschenko, die Leitung des antiterroristischen Kampfes den Tschetschenen zu überlassen und die russischen Truppen abzuziehen.

Aus Grosny und Awtury-Kurtschaloi wurden gestern ebenfalls zwei Minendetonationen gemeldet, bei denen vier Menschen schwer verletzt wurden. Am Montag hatte der tschetschenische Warlord Schamil Bassajew auf der Website der Rebellen Verantwortung für den tödlichen Anschlag auf den moskautreuen Präsidenten Ahmed Kadyrow am 9. Mai übernommen. „Mit der Gnade Allahs beging das tschetschenische Volk am 9. Mai einen doppelten Freudentag – es feierte den Triumph über den Faschismus und einen kleineren, aber wichtigen Sieg über Russland.“ Mit dem Anschlag in Grosny sei das von einem Scharia-Gericht gegen Kadyrow wegen Verrats verhängte Todesurteil vollstreckt worden.

Dass Bassajews Freischärler hinter dem Anschlag stecken, ist bislang noch nicht bewiesen. In Grosny kursieren auch andere Versionen, wonach die Attentäter aus der direkten Umgebung Kadyrows stammen könnten. Bassajew übernahm in der Vergangenheit häufiger Verantwortung für Anschläge, deren Urheber nie ermittelt wurden.

Neu war die Ankündigung des islamistischen Extremisten, ein Attentat auf Russlands Präsidenten Wladimir Putin sei in Vorbereitung. Wohl in Anspielung auf die Ernennung Ramsan Kadyrows durch den Kreml zum Vize-Regierungschef unmittelbar nach dem Tod seines Vaters, meinte Bassajew: „Wir sind gespannt, wer wohl nach unserer erfolgreichen Sonderoperation zum Premier Russlands ernannt wird – Katja oder Mascha?“ So heißen die Töchter des Kremlchefs. KLAUS-HELGE DONATH