Kinder sind der Gipfel

Der Kindergipfel in Dortmund befasst sich mit sozialen und umweltpolitischen Themen. Vertreter aus Politik suchen den Dialog

Mit dem Klima-Appell wurde ein Papier mit elf Forderungen und Selbstverpflichtungen der Kinder vorgelegt

VON HOLGER PAULER

„Kinder reden – Erwachsene hören zu.“ Auf dem Kindergipfel in Dortmund werden die üblichen Verhaltensmuster mal eben umgedreht – mit Erfolg? „Wir machen die Politik von Morgen!“ geben sich die Kinder und Jugendlichen jedenfalls selbstbewusst. Noch bis Sonntag befassen sich über 100 Jugendliche aus dem gesamten Bundesgebiet mit den Themen: Rechte von Kindern, Frieden in der Einen Welt, Umweltschutz statt Umweltschmutz, Zusammenleben mit AusländerInnen und Ähnlichem. Die Ergebnisse der Workshops sollen heute in einem so genannten Zukunftsvertrag zusammengefasst werden. „Wir hoffen, dass dadurch die Lobby der Kinder in der Politik gestärkt wird“, sagt Elmar Große Ruse von der veranstaltenden Naturfreundejugend Deutschlands. Und natürlich hoffen auch die Politiker in Zeiten der Verdrossenheit auf eine anhaltende Wechselwirkung mit den Wählern der Zukunft.

Die Aufmerksamkeit der Politiker haben die Kinder also erreicht. Zumindest lassen die Namen der am Gipfel beteiligten Personen den Schluss zu. Die Schirmherrschaft über die Veranstaltung hat Bundestagsvizepräsidentin Antje Vollmer (Grüne). Zu den Gästen der viertägigen Veranstaltung gehören unter anderem Dortmunds Oberbürgermeister Gerhard Langemeyer (SPD), die Vorsitzende der Kinderkommission des Bundestages, Ingrid Fischbach (CDU), die Vorsitzende der Grünen Bundestagsfraktion, Katrin Göring-Eckardt, sowie weitere Vertreter des Bundestags und des nordrhein-westfälischen Landtags. „Der Gipfel ist ein wichtiger Beitrag, den Kindern in der Öffentlichkeit Gehör zu verschaffen“, sagt Ralph Fleischhauer vom NRW-Kinder- und Jugendministerium, allerdings dürfe man keine Vorschläge zur konkreten Umsetzung erwarten.

Ganz ohne Folgen bleibt die Veranstaltung dennoch nicht. Den ersten Kindergipfel gab es im Jahr 2000 auf der EXPO in Hannover – im so genannten Big Tipi. Erster Adressat eines Zukunftsvertrages war Bundeskanzler Gerhard Schröder. Der biennale Turnus wurde im Jahr 2001 anlässlich der Weltklimakonferenz in Bonn unterbrochen. Mit dem Klima-Appell wurde ein Papier mit elf Forderungen und elf Selbstverpflichtungen der Kinder vorgelegt – darunter auch die Forderung nach Einführung des umstrittenen Dosenpfandes. Trotzdem sind die Veranstalter immer noch sehr stolz auf den Appell. „Im Anschluss daran entstand eine ernsthafte Diskussion mit vielen Politikern“, sagt Elmar Große Ruse, „die Kinder hatten das Gefühl, ernstgenommen zu werden.“ Auch das Medienecho war vergleichsweise groß.

Möglichkeiten inhaltlich oder spielerisch gestaltend am Kindergipfel teilzunehmen gibt es noch bis Sonntag, 12.00 Uhr. Am Samstag stehen vier Diskussionsrunden auf dem Programm. Anschließend folgt die Übergabe des Zukunftsvertrages 2004 an die Parlamentarische Staatssekretärin des Bundesjugendministeriums, Marieluise Beck (Grüne). Der Abend wird dann standesgemäß mit einer Disco beendet. Dort dürften die Jugendlichen dann wieder unter sich sein.

INFOS: www.kindergipfel.de