Mehr Öl sprudelt nicht

Opec vertagt Entscheidung über höhere Fördermenge. Kieler Institut für Weltwirtschaft will Ökosteuer anheben

BERLIN taz ■ Entscheidung vertagt: Die Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec) wird erst am 3. Juni in Beirut über neue Förderquoten entscheiden. Dabei hatten viele der elf Opec-Staaten ein Signal von der Konferenz des Internationalen Energie-Forums in Amsterdam erhofft. Informell nämlich hatten sich die Ölminister der Opec-Staaten im Rahmen der Konferenz getroffen. Opec-Chef Purnomo Yusgiantoro aus Indonesien erklärte aber, die Minister hätten keinen Beschluss gefasst.

Derzeit werden täglich 23,5 Millionen Barrel Rohöl gefördert. Vor dem Treffen hatte Saudi-Arabien – der weltweit größte Erdölproduzent – eine Erhöhung um zwei Millionen Barrel gefordert. Daraufhin war der Ölpreis zwar wieder unter 40 Dollar je Barrel (159 Liter) gesunken. Experten glauben aber nicht, dass damit eine Trendwende eingeleitet worden ist.

Die Wirkung des hohen Ölpreises für die Weltkonjunktur war gestern in New York auch Thema des Vorbereitungstreffens zum G-8- Gipfel, der ab 8. Juni in den USA zusammentrifft. Der saudische Botschafter in den USA, Prinz Bandar Bin Sultan, suchte gestern die Industrienationen zu beruhigen: „Wir haben nach Überprüfung von Angebot und Nachfrage festgestellt, dass diese Aufstockung notwendig ist, um die Marktstabilität und das Wachstum der Weltwirtschaft zu erhalten.“ Und Saudi-Arabiens Ölminister Ali al-Naimi erklärte der in London publizierten arabischsprachigen Tageszeitung al-Hayat: „Ein Preis zwischen 30 und 35 Dollar wäre günstig für den Weltmarkt.“

Selbst wenn sich dieser Preis einstellen sollte – nach Überzeugung des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW) – werden Öl- und Benzinpreise weiterhin kräftig steigen. Gernot Kleppern, Rohstoff- und Umweltexperte des Instituts, sagte der Berliner Zeitung, langfristig sei ein Anstieg der Preise auf mehr als 50 Dollar durchaus realistisch. Schlussfolgerung der Wissenschaftler: Die Bundesregierung solle die Ökosteuer weiter anheben. Klepper warnte, die Politik dürfe den Verbrauchern „auf keinen Fall suggerieren, dass die hohen Preise nur ein kurzfristiges Phänomen sind, dessen Auswirkungen sich womöglich durch eine Abschaffung der Ökosteuer beseitigen lassen“. NICK REIMER