Master of Erziehung

Universität und evangelische Kirche wollen in Bremen das erste Hochschulstudium für Kindergärtnerinnen einführen

Bremen taz ■ Während Sozialsenatorin Karin Röpke nach wie vor ihr Beschäftigungs- und Qualifizierungsprogramm für Kindergärten anpreist, bei dem Langzeitarbeitslose als ergänzende Kraft in die Kindergruppen geschickt werden, wollen die Bremer Universität und die evangelische Kirche das deutschlandweit erste Hochschulstudium für ErzieherInnen einrichten. „Wir müssen diesen Beruf endlich auf europäischen Standard bringen und mit der entsprechenden Wertschätzung ausstatten“, so Ilse Wehrmann, die Geschäftsführerin der evangelischen Kindertageseinrichtungen.

Schon im nächsten Sommer – so jedenfalls der Plan – sollen an der Bremer Uni angehende LehrerInnen und ErzieherInnen gemeinsam die Studienbank drücken und sich nach vier oder sechs Semestern für die frühkindliche oder schulische Pädagogik spezialisieren. „Das ist in Italien so und auch in Skandinavien. Mit diesen Ländern wollen wir daher auch kooperieren“, so Wehrmann. Enge Kontakte gibt es bereits mit einer Abteilung der Freien Universität Bozen in Norditalien. Ein Studiensemester im Ausland soll ebenso zum Studium gehören wie ein Praxissemester, bei dem deutsche ErzieherInnen zu den italienischen Bambinis vorgelassen werden und umgekehrt. Die bisherigen Pläne sehen nach drei Jahren einen Bachelor-Abschluss, nach weiteren zwei Jahren den internationalen „Master“ vor.

„Schule und Kindergarten haben sich in Deutschland sehr voneinander isoliert“, so Wehrmann. Dabei gebe es keinen guten Grund, warum ein Studienrat, der Gymnasiasten unterrichtet, studiert haben soll, eine Erzieherin, die am Anfang die Weichen stellt, aber nicht. „Wir brauchen die Besten da unten“, packt Wehrmann ihre Wünsche und Erkenntnisse in eine kurze Formel. Aber auch nach Pisa hätten sich, trotz guter Argumente, die Systeme nicht „dynamisch miteinander verbunden“. Vielmehr würden Schule und Kita „höchstens additiv“ miteinander verbunden, etwa, wenn ErzieherInnen in die Ganztagsschulen gingen, um Leerzeiten zu überbrücken. Der Plan der Sozialsenatorin, angelernte Kräfte ohne ErzieherInnenausbildung – die ja selbst schon hinter internationalen Standards zurückbleibt – als Zweitkräfte in die Kita-Gruppen zu nehmen, ist Wehrmann auch vor diesem Hintergrund ein Greuel: „Bremen muss sich als Standort entscheiden: Wollen wir hier Assistenten in die Kindergärten schicken oder wollen wir den Berufsstand der Erzieherinnen und die pädagogische Qualität anheben.“

Weiterbildung beginnt schon jetzt

Schon in diesem Sommer startet die Kirche ein Weiterbildungsstudium für Lehrer und Erzieher an der Universität, bei dem sowohl Grundlagen der frühkindlichen Pädagogik erarbeitet werden als auch Schwerpunkte gewählt werden können. Als da wären: Sprache und Kommunikation, Musik und Bewegung, Natur und Technik und Religionspädagogik. In der nächsten Woche endet die Anmeldefrist für das zweijährige berufsbegleitende Studium. Mehr Infos unter www.weiterbildung.uni-bremen.de

hey