Gotteskampf on air

In München hat das fundamentalistisch-katholische Radio Horeb eine der beliebtesten Frequenzen ergattert

Sexualität hat etwas Teuflisches. Dass an Schulen gelehrt wird, Homosexualität sei normal, ist unnormal. Kinder sollten sich der heiligen Maria Mutter Gottes hingeben. Zwei Tage hat die Bayerische Landesmedienzentrale (BLM) den katholischen Sender Radio Horeb aus dem Allgäu abgehört – das reichte, um erstaunliche Programminhalte zu protokollieren. Abgesehen von den Aufwallungen der ModeratorInnen dürfen Anrufer einen Gotteskampf für den Erhalt der weißen Rasse fordern und Farbige sowie Sinti und Roma beschimpfen. Und trotz des Prüfberichts hat der Medienrat der BLM entschieden, dass der Sender sein Programm demnächst täglich auf einer der beliebtesten Radiofrequenzen in München senden darf. Werktags von 0 bis 16 Uhr und sonntags sogar von 0 bis 6 Uhr und von 10 bis 18.30 Uhr darf Horeb auf UKW 92,4 seine Botschaft verkünden.

Der Hörfunkausschuss der BLM hatte schon vor zwei Wochen eine Empfehlung für Radio Horeb ausgesprochen. Nicht einstimmig – selbst die Vorsitzende, Anke Geiger, kritisierte das rückständige Frauenbild des Senders. Und der katholische Pfarrer Klaus Mucha nannte Radio Horeb „fundamentalistisch“. Das brachte Amtskollege Richard Kocher auf die Palme, der für das Horeb-Programm verantwortlich ist: „Dieses Wort in den Mund zu nehmen ist infam, ein Totschlagargument.“

Kocher hatte prominente Fürsprecher: den CSU-Staatsminister Erwin Huber etwa. Er zeigte sich besorgt, dass „ein religiös orientierter, katholischer Sender im christlichen Bayern keinen Platz finden könnte“. Möglicherweise aus persönlichen Gründen. Angeblich, spottete der Münchner Merkur, lasse sich Hubers Frau gerne von Radio Horeb erbauen. JÖRG SCHALLENBERG