Pi-Pa-Polenmädchen

Akademie der heiteren Künste: Johannes Heesters verschenkte sein Archiv und ließ sich dafür feiern

Was für ein tolles Leben! Und so lang. Ungefähr so lang, aber nicht ganz so hart wie Riefenstahl. Und mit einer so jungen, attraktiven Frau an der Seite, vielleicht ein Drittel so alt wie er, der Jopie. Die Simone Rethel, ganz in Weiß mit schicken langen Stiefeln, reicht dem Jopie das Wasserglas hin, lächelt ständig charmant in die Kameras. Um was es hier eigentlich geht? Kerner, Beckmann, Menschen bei Maischberger? Topographie des Terrors? Nein, keine Angst, nur Akademie der Künste, der große Bettelstudenten-Abend am Hanseatenweg. Nur als es später kurz mal um diese böse, unerklärbare Zeit da in Deutschland geht, unterdrücken sie und der schicke Jopie das Showgrinsen. Gut, dass Bunte und Gala und ganz viel anderes TV dabei sind und nebenbei miterleben dürfen, wie eine der letzten Westberlinhöhlen der intellektuellen Künste sich endlich dem breiten Publikum öffnet. Jeden Abend Walter Benjamin – das hält ja der stärkste Exilant nicht aus. Nur gut, dass der Jopie dem Archiv der Akademie sein „künstlerisches“ Privatarchiv vermacht hat, äh, geschenkt.

Da sagte sich die Akademie, den müssen wir gebührend würdigen. So mit Blumen und ein paar Liedern vom Operettenopa himself. Der hat zwar Filme für Goebbels’ UfA gedreht, aber es war ja auch eine schwere Zeit für die Leute damals. Den halben Tag Juden denunzieren oder Hitlerattentate vorbereiten machte ja auch keinen Spaß, da wollte man Abends einfach mal ins Kino oder Theater und „Danilo“ Heesters singen sehen. Kann man auch heute noch zeigen, Filme wie „Der Bettelstudent“ von 1936, der dann auch Montagabend lief. Sein Biograph Jürgen Trimborn erzählte noch, dass Heesters als eingedeutschter fliegender Holländer immerhin niemandem seinen Arbeitsplatz weggenommen habe, damals. Dann sang Jopie, fit wie ein Turnschuh, zwei hübsche Liedchen zum Piano. Eines über Erinnerungen und wie wichtig die sind, und das andere über süße Polenmädchen. Hat jemand Buh gerufen? Aber nicht doch.ANDREAS BECKER