Treibhausgas als begehrtes Handelsgut

Emissionshandel konkret: Leipziger Strombörse will Geschäft mit Zertifikaten. Erste Emissions-Messe in Köln

FREIBURG taz ■ Ein halbes Jahr vor Beginn des EU-weiten Emissionshandels richtet sich die Wirtschaft jetzt verstärkt auf den Handel mit den Zertifikaten ein. Am Mittwoch begann in Köln die weltweit erste Messe für Emissionshandel „Carbon Expo“.

50 Unternehmen präsentieren ihre Produkte und Technologien zur Verminderung von Treibhausgasen. Und unter den Börsen hat das Gerangel darum begonnen, wo der Handel mit Emissionszertifikaten stattfinden soll. Die Strombörse European Energy Exchange (EEX) in Leipzig hat ihren Führungsanspruch in diesem Segment jetzt mit einer Markterhebung unter potenziellen Kunden dokumentiert. 42 Unternehmen unterschiedlicher Branchen aus acht Ländern wurden von der Leipziger Strombörse in den vergangenen Wochen über ihre Einschätzungen zum Emissionshandel befragt. Das Ergebnis: Die Unternehmen erwarten zwar einen verhaltenen Start im Jahr 2005, rechnen danach aber mit einem deutlichen Anstieg der Handelsvolumina. Sie gehen im ersten Jahr EU-weit ein Handelsvolumen zwischen 100 und 250 Millionen Tonnen CO2 aus. Für 2008 rechnet die Branche bereits mit der dreifachen Menge.

Bei einem mittleren Preis von 7 Euro pro Tonne ergibt sich zu Beginn für den Emissionshandel ein jährlicher Umsatz von etwa 1,4 Milliarden Euro. Binnen drei Jahren werde der Umsatz auf über 4 Milliarden Euro steigen, so die Prognosen. Da allerdings nur ein Teil der Transaktionen über eine Börse erfolgen wird, geht die EEX von einem Börsenumsatz von 0,7 Milliarden Euro im Jahr 2005 und 3,7 Milliarden Euro im Jahr 2008 aus.

Die EEX sieht ihre Position als möglicher Emissionshandelsplatz durch die Umfrage gestärkt. Denn es habe sich gezeigt, dass ein Börsenmarkt für Emissionszertifikate „allein nicht rentabel“ sei. Vielmehr sei die Einführung dieses neuen Marktsegments „allenfalls unter Nutzung bestehender Infrastruktur wirtschaftlich darstellbar“. Deshalb sei man bestens positioniert. „Das passt thematisch gut zum Stromhandel“, sagt Stefan Nießen, Leiter der Unternehmenskommunikation der EEX. Schließlich seien zwei Drittel der Inhaber von Emissionsrechten Energieversorger – und diese sind an der EEX bereits registriert. „Dadurch können wir die Transaktionskosten für die Unternehmen gering halten“, sagt Nießen. Auch von Seiten der Finanzwirtschaft hat es bereits Stimmen gegeben, die Leipzig als bevorzugten Handelplatz nennen. BERNWARD JANZING