Fußball von unten: „The Other Final“ im 3001
: Wie eine karibische Fußballannschaft einmal in den Himalaya reiste

Ziemlich zu Beginn dieses grandiosen Dokumentarfilms wird die Rangliste des Fußball-Weltverbandes eingeblendet. Ganz oben stehen die großen Fußballnationen, doch die Kamera fährt tiefer, immer tiefer, bis ans untere Ende. Dort unten, im Keller des Weltfußballs, stehen die Mannschaften, von denen keiner spricht – zumindest bis zu dem Zeitpunkt, als dieser Film gedreht wurde. Denn das Ereignis, das er zeigt, rückte die Fußballzwerge Montserrat und Buthan ins Rampenlicht der Weltöffentlichkeit.

Die Idee war so einfach wie genial: Warum nicht, während sich im Finale der Fußballweltmeisterschaft Deutschland und Brasilien gegenüberstanden, die beiden schwächsten Mannschaften zu einem Finale antreten lassen, dass die genaue Umkehrung wäre?

Den Geistesblitz hatte der Niederländer Henk de Jong, nachdem die Mannschaft seines Landes überraschend die WM-Qualifikation verfehlt hatte. Er habe den Reiz des Verlierens entdeckt, sagt de Jong vor der Kamera.

Doch sowohl die Aktion als auch der Film von Johan Kramer über diese Aktion sind frei von Arroganz à la „Die schlechstesten Fußballspieler der Welt“. Es geht nicht darum, das Versagen auszustellen. Die Mannschaften aus Montserrat, der kleinen Karibikinsel, und aus dem Himalaya-Minikönigreich Bhutan werden liebevoll begleitet, mit Respekt sozusagen.

Und den Respekt haben sie sich auch verdient. In Montserrat etwa liegt beim Training immer noch die Asche eines Vulkanausbruchs in der Luft, der die Hauptstadt samt ihrem Fußballplatz unter sich begraben hat. Und auch in Bhutan, am anderen Ende der Welt, sind die Bedingungen nicht gerade rosig. Riesige Anstrengungen kostete es, inmitten der Gebirgslandschaft ein ebenes Fußballfeld zu errichten.

Doch gerade weil er die Akteure ernst nimmt, enfaltet The Other Final eine unwiderstehliche Komik. Minutenlang sieht man einen Spieler von Montserrat durchs Gestrüpp der Karibikinsel irren, bis man begreift, dass er einfach nur den Ball sucht, den irgendjemand übers Feld hinausgeschossen haben muss. Beim Endspiel, das in Bhutan vor grandioser Bergkulisse ausgetragen wird, verirrt sich ein kleiner Hund aufs Spielfeld, und Kamera wie Sportreporter verlieren darüber völlig das Spiel aus den Augen.

Mehr als um dieses eine Spiel selbst aber geht es dem Film um die Sehnsüchte und Hoffnungen, die sich damit verbinden. Das macht ihn auf eine schöne Weise anrührend. Daniel Wiese

ab Donnerstag, immer 21 Uhr, 3001