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: „Der Appartment-Schreck“

Der New Yorker Wohnungsmarkt ist hart umkämpftes Terrain. Zu seinen größten Tücken zählt neben einem absurd hohen Mietenniveau dessen genaues Gegenteil: die Mietpreisbindung. Diese schmerzliche Erfahrung machen in Danny DeVitos neuer Komödie „Der Appartment-Schreck“ Nancy (Drew Barrymore) und Alex (Ben Stiller), als sie ein Doppelhaus in Brooklyn beziehen. Das bleiverglaste Schmuckstück aus dem 19. Jahrhundert ist ein schöner Traum mit einem hässlichen Makel. Im oberen Stockwerk lebt eine alte Dame, und zwar zum Spottpreis von 88 Dollar im Monat. Wie gesagt, die Mietpreisbindung. Ohne dieses bürokratische Relikt würde das DINK-Pärchen tun, was Leute sonst in solchen Fällen machen: der alten Schachtel kräftig die Miete erhöhen und sie dann hochkant rausschmeißen. Vielleicht braucht man ja bald ein Kinderzimmer.

Danny DeVito liebt es, betagte Frauen irgendwo rauszuschmeißen. Seine erste Regiearbeit hieß „Schmeiß die Mama aus dem Zug“. Diesmal jedoch scheint Gewaltanwendung überflüssig. Mrs. Connelly (Eileen Essell) müsste demnächst das Zeitliche segnen. Doch während Nancy und Alex noch über ihr wahres Alter rätseln, bricht auch schon die Hölle über sie herein. Das zierliche Persönchen erweist sich als renitenter Hausdrache und Anführerin einer Seniorenblechbläsercombo. Insbesondere ihr nächtlicher Fernsehkonsum macht es Alex unmöglich, seiner schriftstellerischen Tätigkeit nachzugehen. Auf seine Beschwerden reagiert die bockige Irin mit gezielt angewandtem Terror. Nancys Chef überlebt ein Zusammentreffen auf der Einweihungsparty nur schwer verletzt.

Es kommt nun zur üblichen Kaskade von Anfällen blinden Jähzorns und wilden Rachefantasien, die DeVitos Schaffen als Schauspieler und Regisseur auszeichnen. Doch etwas ist dabei höchst merkwürdig und untypisch. Denn Alex und Nancy bleiben bis zum Schluss ein Bilderbuchpaar für ein Bilderbuchpublikum. Beide verlieren zuerst die Nerven und dann den Job. Sie blicken in den Abgrund ihres Menschseins und lassen sich schließlich doch zu Mordplänen hinreißen. Doch während sich andere Ehepaare schon wegen des Spülplans in die Haare kriegen, lässt es sich der Regisseur der „Rosenkriege“ entgehen, auf dem trüben Glück intimer Bindungen herumzuhacken. Die Konsequenzen sind verheerend. Denn das Prinzip, dass nichts in dieser Welt so sehr verbindet wie die gemeinsame Abneigung gegen einen Dritten, ist zwar lebensnah, aber nur selten komisch. Anders gesagt: Danny DeVito hat es geschafft, aus Drew Barrymore und Ben Stiller veritable Unsympathen zu machen. Und so viel Bosheit hätte man nicht mal ihm zugetraut.

PHILIPP BÜHLER