Makabere Würdigung

Uni-Leitung rechtfertigt Ernennung von Kremlchef Putin zum Ehrendoktor. Kritiker sammeln Unterschriften

Universitäts-Chef Jürgen Lüthje hat die umstrittene Ernennung des russischen Präsidenten Wladimir Putin zum Ehrendoktor der Lehrstätte verteidigt. „Ich persönlich halte die Entscheidung nach wie vor für richtig“, sagte Lüthje gestern der taz, nachdem zuvor ein kritischer Professor eine Unterschriftensammlung gegen die Ehrung des Kremlchefs gestartet hatte.

Wie berichtet, will der Fachbereich Wirtschaftswissenschaften Putin im September die Ehrendoktorwürde verleihen. Die Auszeichnung solle dessen „Verdienste für die wirtschaftliche Stabilisierung in Russland als Grundlage jeder weitergehenden gesellschaftlichen Konsolidierung würdigen“, so Lüthje. Er selbst habe an der Idee, Putin auszuzeichnen, „mitgewirkt“.

Gegen die Ehrung hat der Dekan der Sozialwissenschaften, Michael Greven, eine Resolution verfasst, die gestern zur Unterzeichnung ans Kollegium ging. Greven rügt darin die Würdigung Putins als „unangebracht“. Dieser verantworte, dass Russland „in einen in völkerrechtswidriger Weise geführten Krieg in Tschetschenien verwickelt bleibt, der täglich Opfer fordert und ungeeignet ist, zur regionalen Stabilisierung beizutragen“.

Zugleich nehme unter dem Ex-KGB-Offizier die „junge russische Demokratie zunehmend autoritäre Züge an“. Dies zeige etwa die „direkt aus dem Präsidentenbüro gesteuerte“ Unterdrückung der Presse. Angesichts dessen, so Greven, sei es „makaber“, dass Putin ausgerechnet beim „deutsch-russischen zivilgesellschaftlichen Dialog“ geehrt werden soll. EVA WEIKERT