Neulich auf dem Weltschöpfertreffen

Bernd Pfarr und Chlodwig Poth auf einer Wolke vor dem Himmelstor. Ein Engel harft vorbei: „Luja, sog i!“ Bernd: Chlodwig – da schau! Ein Münchner im Himmel – den hat ER doch rausgeschmissen? Chlodwig: Jetzt versucht ER es mit den Frankfurtern! Bernd: Hätte ER doch gleich die ganze Neue Frankfurter Schule …Chlodwig: Um Himmels willen – hör auf! Du bringst IHN sonst noch auf Ideen …Bernd: Aber sag, was sollen wir denn hier? Chlodwig: Irgendwas mit einem IHKZ …Bernd: ? Chlodwig: Na, so ein Innovatives Himmlisches Kreativitätszentrum. ER schafft’s halt nicht mehr allein. Bernd: Und da holt ER uns weg, wo wir grad dabei sind, sein Werk in Ordnung zu bringen? Chlodwig: SEIN Pfuschwerk, willst du sagen. Sieben Tage hat er gebraucht, der Kollege; mit der heißen Nadel hat er die Welt gemacht, man sieht’s! Und dann muss er sich erst mal ausruhen, der Angeber: UND SIEHE, ES WAR ALLES GUT …Bernd: Sei froh, Chlodwig. Da gab’s für dich zu tun. Ich sag nur Sossenheim …Chlodwig: Nun ja – da war ich schon etwas länger dran. Und ich bin noch längst nicht fertig … Bernd: Wem sagst du das! „Pfarrs Welt“, mein Paralleluniversum, ist Baustelle; „Work in Ürogress“, wie das die Klugscheißer nennen. Chlodwig: Sondermann wird’s weitermachen. Bernd: Sondermann? Der ist doch zu allem fähig, sonst aber zu nix! Chlodwig, weißt du was: Wir wären doch nie fertig geworden. Chlodwig: Aber ER!? Allmächtig und unsterblich – und dann so was! Eine Rückrufaktion wär längst fällig! Bernd: Chlodwig, du haderst? Hast aber schon vor der Jahrtausendwende IHN ein Ende machen lassen mit der Welt. Ich weiß noch wie heut: „WEGEN IHRER KUNST WÄR’S SCHAD, DA HABEN SIE MEINE ERWARTUNGEN ERFÜLLT.“ Chlodwig: Du hast mal wieder die letzte Seite nicht gelesen. Da sagt ER: „ICH WERD’S NOCH MAL ÜBERSCHLAFEN.“ Das war sein Fehler! Bernd: Dein Fehler, Chlodwig! Du hast den Schöpfer erschaffen. Chlodwig: Hör doch auf! Und du? Hast ihn gemalt, wie er stolz ein Foto seines Big Bang betrachtet! Bernd: Chlodwig, halt ein! Ich habe ihn auch als verheerend schlechten Tennisspieler entlarvt. Er verliert 6:0, 6:0 gegen Sondermann! Chlodwig: Bravo! Aber sag selber: Gegen uns hätt er haushoch gewonnen. Ganz gesund waren die letzten Jahre ja beide nicht. Ich halb blind, du mit deinem Krebs. Bernd: Was fehlt IHM eigentlich? Chlodwig: Der Humor! Bernd: Ein schweres Leiden, weiß GOTT! Chlodwig: Bernd, was anderes, du hast da mal ein wunderbares Blatt gemalt: Vor einer Kopfweide und einem dicken gelben Turm schiebt einer eine Schubkarre mit einer Frau drin. Drunter steht: Richard Wagner feiert mit seiner späteren Frau Cosima die gelungene Uraufführung der „Meistersinger von Nürnberg“. Was geht da vor? Bernd: Chlodwig, alter Wagnerianer! Willst mich prüfen? Er hat doch mal, lang vor den Meistersängern, seine Cosima in der Schubkarre …Chlodwig: Moment: In Frankfurt war das! Und auch nur fast! Er hat gekniffen, der Titan! Bernd: Aber er hat’s ja selber beschrieben, in seinen Erinnerungen. Und du hast ein ganzes Buch über seine Musik geschrieben, ohne Schubkarre. „Die Vereinigung von Körper und Geist mit Richards Hilfe. Ein heiterer Liebesroman“. Chlodwig: Ja, ich geb’s zu. Bernd: Da drunten, schau: die Neue Frankfurter Schule – ohne dich! Chlodwig: Ohne uns! Du weißt, dass ich diese Truppe zu ihrem ultimativen Höhepunkt geführt habe? Voriges Jahr haben wir doch diesen Frankfurter Binding-Kulturpreis abgekriegt; Feier im Kaisersaal im Römer. Die Frau Oberbürgermeisterin überreicht.

Und dann hat man – ich hab keine Ruh gegeben – die Tür aufgeschlossen zu jenem kleinen Balkon, wo sonst nur Fußballweltmeister raustreten. Und dann sind wir rausgetreten!

Bernd: Und keiner hats fotografiert! Chlodwig: Bernd – ich glaub, die holen uns ab. Ins Kreativitätsdings. Solche Konferenzen dauern ja ewig. Da können wir doch …Bernd: Aber immer! Unsere Serie: SONDERMANN IN SOSSENHEIM, von Chlodwig Poth. Chlodwig: Und Bernd Pfarr. Fanfaren. In der Himmelstür winkt Petrus: „Wo bleibt ihr denn!“ Bernd und Chlodwig: Ja ja – wir kommen schon. F.W. BERNSTEIN