Hans braucht Sonne

Gestern ging die 12. Eco Tour de Ruhr zu Ende. Rund 60 Elektro-Fahrzeuge kämpften bei der Rundreise im Revier um den niedrigsten Verbrauch

Es sonnen sich CityEl-Targas mit Twikes und den roten Hotzenblitzen

VON PETER ORTMANN

Langsam kommt das gelbe Dreirad mit dem Kinder-Fähnchen um die Ecke gebogen. Vorne und hinten sind große Solarmodule montiert. Es gibt Elektrokabel und Mini-Anzeigen. Alexander Popolov aus Moskau in roten Shorts und Muskelshirt hatte die weiteste Anreise für die 12. Eco Tour de Ruhr, die am Sonntag nach vier Tagen zu Ende ging. Bei dem Rennen durchs Revier hat nicht der schnellste Teilnehmer, sondern der mit dem geringsten Energieverbrauch gesiegt. Starten durften Fahrzeuge mit alternativen Antriebsarten – von Solar und Elektro bis hin zu Erdgas und Hybrid.

Popolov schwitzt. „Ist ein ganz schöner Hügel“, ruft der Techniker mit dem Ladekabel und fragt: „Brauchst du noch Saft?“ Die Sonne hatte sich gestern morgen über dem Radon der Bochumer Sternwarte nämlich rar gemacht. Zwischen einem Trecker und einem Trabbi-Cabrio stehen die verschiedenen Modelle ziemlich einsam herum. Nur um den Star des Rennens drängen schon einige Frühaufsteher. „Sind das da die Silizium-Zellen?“, fragt einer gerade Alexander Spoo von der Bochumer Fachhochschule. Er bastelt noch an den Innereien von „Hans Go!“, dem Highlight der Solarmobile. Die flache Flunder hat im vergangenen Jahr an der World Solar Challenge in Australien teilgenommen und den fünften Platz belegt. 80 km/h erreicht so ein Bolide. Doch Geschwindigkeit reicht bei der Tour eben nicht aus, um zu gewinnen, die 9,4 Quadratmeter Solarzellen benötigten Scheinwerfer, Blinker und ein Nummernschild. „So ist das in Deutschland“, sagt der Rentner, der mit seinem Hund vorbeischaut. Einen Airbag brauche man aber nicht für das Mobil, sagt der Fahrer. Alle lachen.

Die viertägige Tour, die alljährlich von der Initiative Solarmobil Ruhrgebiet e.V. (ISOR) organisiert wird, begann in Selm und machte auch in Hagen, Witten, Unna, Lünen und Dortmund Station. Erstmals begab sich mit dem HydroGen3-Zafira von Opel auch ein Brennstoffzellenauto auf die Rundreise – mit rund 60 weiteren Fahrzeugen. Zwar kommt aus der Elektro-Studie von General Motors nur Wasserdampf aus dem Auspuff. Doch die Brennstoffzelle mit 94 kw/h Leistung ist mit 300 Kilo noch zu schwer. Frühestens 2010 soll der noch 800.000 Euro teure Zafira in Serie gehen. Alexander Popolov kann über derartige Kosten nur lachen. Seine Solaranlage hat der Russe aus Überresten eines Industrieroboters, die Paneele stammen von einem ausgeschlachteten Weltraum-Satelliten. Dafür hat er nach der Zieleinfahrt in Dortmund den Preis in der Kategorie Elektrofahrrad gewonnen. Bei den City El gewann Michael Hubbe aus Karlsruhe den Pokal. Bei den Pflanzenöl und Biodiesel-Fahrzeugen erreichte das Team um Ralf Caasen aus Düsseldorf den ersten Platz. Auch der Rekordversuch am Samstag glückte. 513 Erdgasfahrzeuge wurden beim 1. bundesweiten Erdgastag in Lünen gezählt – so viele wie nie zuvor auf einem Fleck. „Dieser Kraftstoff stellt eine überzeugende ökonomische und ökologische Alternative dar“, sagte NRW-Verkehrsminister und Schirmherr der Tour de Ruhr Axel Horstmann (SPD). Dies werde nicht der letzte Erdgasfahrertag bleiben. Seine Initiative „Rhein-Ruhr gibt Gas“, in der hochrangige Unternehmen der Region zusammengeschlossen sind, hatte den Rekordversuch möglich gemacht.