Gute Adresse?

„Bully“ Herbig ist mit seinem (T)Raumschiff Surprise im Space Park gelandet. Und dort geschah Merkwürdiges

Freitagabend fand im Multiplexkino Cinespace im Bremer Space Center nichts Geringeres als eine Neudefinition des Wortes „Premiere“ statt! Die „Weltpremiere“ des neuen Films von Michael „Bully“ Herbig wurde, wie man bei dem medialen Großangriff nicht zu erfahren vermeiden konnte, am Montag in München gefeiert. Dann gab es noch eine zweite „Premiere“ in Köln.

An den nächsten Tagen reiste Bully in Personalunion als Regisseur, Hauptdarsteller, Produzent, Autor und Sympathieträger des Films nach Wien und Zürich, um dort jeweils die Landespremieren zu krönen. Seit Donnerstag läuft der Film nun in den deutschen Kinos, und wenn man dann noch am Freitag eine Premiere, also der Definition nach eine Erstaufführung, veranstaltet, ist das doch recht absurd.

Was war passiert? Bei der Eröffnungsfeier des Cinespace Anfang des Jahres versprach der Betreiber Gunnar Burmester den geladenen Gästen feierlich, die Premiere von „(T)Raumschiff Surprise“ würde in seinem Multiplex stattfinden. Dafür hatte er offensichtlich eine feste Zusage entweder von Bully selber oder vom Filmverleih Constantin – aber denen muss dann bald aufgegangen sein, dass das Space Center in Bremen alles andere als eine gute Adresse ist und dass man die unbedingt nötigen glamourösen Premieregäste ja nicht einfach so ins tiefste Norddeutschland beamen kann. Dann also doch lieber in München feiern, aber man war hier ja doch im Wort, und so kam es dann zur vielleicht spätesten Premiere aller Zeiten.

Immerhin war ein roter Teppich am hinteren Eingang des Space Centers ausgerollt worden, und dort warteten ein paar hundert enthusiasmierte Jugendliche, ein Mann rief „Bully, ich will ein Kind von dir!“ Dessen Auftritte im Kino gerieten allerdings kurz und enttäuschend, auf der After-Show-Party war von Herbig gar nichts mehr zu sehen. Dabei hätte man seine Reaktion gerne miterlebt, denn sein Sinn für Humor wäre auf eine harte Probe gestellt worden. Eine After-Show-Party wird traditionell nach dem Thema der Show ausgerichtet, und bei einer Parodie auf Weltallfernsehserien hätte man im Space Center eine angemessene Dekoration erwarten dürfen. Aber die Party wurde von der „Nordsee“-Kette ausgerichtet, und deren Thema ist nun mal das Maritime – also tanzten Go-Go-Girls in knappen Matrosenuniformen. An den Anlass erinnerten nur ein paar lieblos an die Wände geklebte Poster – radikaler kann man kaum ein Thema verfehlen. Wilfried Hippen