Museum verhebt sich an Comics

Anlässlich der Robert-Crumb-Ausstellung im Museum Ludwig kam der Comic-Zeichner nochmals persönlich nach Köln. Doch das Museum zeigte sich unfähig, ihn als Comic-Künstler ernst zu nehmen

VON Christian Meyer

„Herr Crumb, warum tun sie sich das eigentlich an?“. So oder ähnlich hätte die abschließende Frage bei der Podiumsdiskussion im Museum Ludwig lauten können. Am Dienstag Abend fand sich Comic-Künstler Robert Crumb ein zweites Mal nach der Eröffnung seiner Ausstellung am 27. Juni in Köln ein, um sich den Fragen von Kurator Alfred M. Fischer und Direktor Kasper König zu stellen.

Die Institution Museum lässt sich nicht gerne ihre Vorherrschaft in Sachen „Kunstwerk“ streitig machen. So merkte man den beiden Gastgebern ihre gönnerhafte Haltung an, Crumb in ihren Tempel aufgenommen zu haben. Vergleiche mit Pieter Breughel und August Sander mussten herhalten, um Crumb museumsreif zu machen. Das Interesse von Sammlern und Fans alleine sei noch kein Qualitätsmerkmal, bekundete König. Anderen, von Crumb geschätzten Produkten der Massenkultur wie historische Mickey-Maus-Figuren, sprach er im Vergleich zu Skulpturen von Brancusi die Wertigkeit ab.

Ansonsten begnügten sich König und Fischer vor allem damit, die bereits auf der Vernissage zum Besten gegebenen Anekdoten zur Entstehung der Ausstellung zu kolportieren. Crumb rettete den Abend jedoch mit seiner kecken Art und indem er das Publikum aufforderte, Fragen zu stellen. Denn nachdem er sich bei Fischer erkundigt hatte, ob der mehr die Zeichnungen oder die Texte bei Comics beachte – und ihn somit nebenbei darauf hinwiesen hatte, dass der Comic eine narrative Kunstform ist –, war klar, dass von dieser Seite nicht mehr viel zu erwarten war: Für Fischer sind Comics nur zeichnerisch von Interesse.

Wer an diesem Abend auf eine akademische Annäherung an Crumb gehofft hatte, wie man sie eigentlich von einem Museum erwarten kann, wurde enttäuscht. Fragen zu Arbeitstechniken, Zeichenstil, Erzählweise oder Ideenfindung hätten von den Gastgebern kommen müssen. Die schienen aber mit dem Genre, in dem ihr Gast zu arbeiten pflegt, nicht vertraut zu sein.

Auf die Idee, als weiteren Gast einen Comicexperten einzuladen, waren sie auch nicht gekommen. Der hätte die vom Publikum gestellten Fragen etwa zu seiner Sicht auf die gegenwärtige Comic-Szene versierter und ergiebiger einbringen können. Leider verpuffte die Diskussion mit dem Publikum zum großen Teil zwischen Allgemeinplätzen und Missverständnissen.

Gegen Ende des Abends kam allerdings doch noch Schwung in die Diskussion. Im Bezug auf Sexismus-Vorwürfe, die seine drastischen und oft gewaltvollen sexuellen Darstellungen vor allem in den 70er Jahren auslösten, konnten ihn die zahlreichen Frauen im Publikum beruhigen: Die jüngere Generation würde derartiges nicht so persönlich nehmen, hätte vielleicht so gar ähnliche Phantasien. „Thanks God“, seufzte Crumb erleichert.

So war Crumb bester Laune, sehr ironisch und völlig frei vom Comic-üblichen Rechtfertigungszwang gegenüber der so genannten Hohen Kunst. Wie genau er es anstelle, witzige Comics zu machen, war eine der Fragen aus dem Publikum. Witzig sein sei gar nicht sein Ziel, antwortete Crumb. „Ich will zuallererst unterhalten“. Damit hat er diesen Abend gerettet.