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: Neuer Wortmann

Es gibt eine wunderbar komische Sequenz in Sönke Wortmanns „Der Himmel von Hollywood“: Drei alt gewordene Schauspieler verkleiden sich als Polizisten und setzen drei echte Gangster unter Druck. Die Schauspieler bringen die nötige Erfahrung mit, denn sie haben in ihren langen Karrieren oft genug Cops gespielt. Sie beherrschen die situationstypischen Dialoge; sie kennen die Verhörmethoden, und sie wissen, welchen Gesichtsausdruck man zu welcher Frage aufsetzt. Doch weil sie unsicher sind – immerhin sind die Kugeln in der Knarre des Gegenübers, so denken sie zumindest, echt –, ist ihr Auftritt nicht bis ins letzte Detail schlüssig.

So kommt es, dass die Standardrepliken des Kriminalfilms wie Drehbuchtextbausteine durch den Salon der Gangstervilla kreisen, ganz so, als hätten sie jede Verbindung mit einem konkreten Fall verloren. Das wird umso unterhaltsamer, je mehr die Gangster, die Cops und mit ihnen die Zuschauer den Boden unter den Füßen verlieren: Sind die Gangster deswegen so erstaunt, weil sie sich ertappt wähnen, oder deswegen, weil ihnen die Methoden der Ermittler merkwürdig erscheinen? Vielleicht auch deswegen, weil sie ihren Coup einem nicht realisierten Thrillerskript gemäß gestalteten und sich ihnen nun etwas in den Weg stellt, was nicht in diesem Drehbuch stand.

Wortmann belässt es nicht bei der ersten Runde, sondern legt den Dialog in einen Loop. Einer der drei falschen Ermittler, Cage (Burt Reynolds), verträgt seinen falschen Bart nicht, ihm wird übel, und er verschwindet auf die Toilette. Die von dort zu vernehmenden Geräusche lassen den Aberwitz der Szene fast in Fäkalhumor umschlagen, doch Cage kommt zurück, bevor es zu spät ist, und beginnt das Frage-und-Antwort-Spiel noch einmal von vorn. In Kombination mit seinen eigentümlich versteinert wirkenden Gesichtszügen gewinnt der folgende Dialog eine haltlose Komik.

Doch von diesem glücklichen Augenblick abgesehen, ist Wortmann in seinem mittlerweile drei Jahre alten Film weder dem Stoff noch der Reputation der Darsteller gewachsen. Obwohl Burt Reynolds, Tom Berenger und der 2002 verstorbene Rod Steiger für ihn agieren, tritt der Regisseur schon in der Exposition auf der Stelle. Für die raschen Wechsel zwischen den unterschiedlichen Fiktionsstufen, auf denen sich die Romanvorlage von Leon de Winter bewegt, hat Wortmann nur eine Auflösung: Er lässt den Himmel in ein unwirkliches Hellblau übergehen, sobald der Film von seiner ersten Plotebene zur Film-im-Film-Ebene springt. Das ist zu einfältig, als dass es dem Vexierspiel Traumfabrik gerecht würde.

CRISTINA NORD

„Der Himmel von Hollywood“. R.: Sönke Wortmann. Mit Burt Reynolds, Tom Berenger, Rod Steiger u. a., 93 Min.