Uni bittet zur Kasse

Die Uni Düsseldorf kassiert künftig den Großteil der Patentgewinne ihrer Wissenschaftler. NRW-Hochschulen suchen eifrig nach neuen Geldquellen

„Die meisten unserer Wissenschaftler haben Verständnis für diesen Plan gezeigt“

VON MIRIAM BUNJES

Ohne Spitzenlabor wäre der Virologe Hartmund Hengel nicht an die Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf gekommen. „Und ohne Spitzenwissenschaftler versinken wir demnächst hoffnungslos in der Mittelmäßigkeit“, sagt der Düsseldorfer Prorektor Raimund Schürmeister. Also investierte die Universität vor einigen Monaten 1,5 Millionen Euro in ein hochspezialisiertes Labor und hat jetzt einen international renommierten Forscher und Lehrer in der medizinischen Fakultät.

Eigentlich hat die Heinrich-Heine-Universität kein Geld für solche Ansprüche: „Der Etat der Bibliotheken schrumpft drastisch, unsere Rechner sind veraltet und zum Teil kaputt, wir müssen immer mehr Hilfskraftstellen ersatzlos schreiben“, sagt Raimund Schürmeister. Das übliche Finanzdesaster eben. Da will die Uni Düsseldorf jetzt raus. Und zwar aus eigener Kraft, denn „vom Land haben wir ja nichts zu erwarten“. Massives Marketing soll die gebeutelte Heine-Hochschule vor dem Absturz in die Bedeutungslosigkeit bewahren. Und das geht in der Wissenschaft nur mit viel Geld. Deshalb entwickelt die Führung der Uni zur Zeit ein Marketing-Konzept, das bislang vernachlässigte Geldquellen ausschöpfen soll.

Wer an der Düsseldorfer Universität forscht und ein Patent anmeldet, bekommt – so der Plan von Kanzler und Rektoren – nur 30 Prozent seines Patentgewinns. Den Rest kassiert die Universität. „Die meisten unserer Wissenschaftler haben Verständnis für diesen Plan gezeigt“, sagt Raimund Schürmeister. Sie wüssten um die Finanznot. „Außerdem hätten die meisten ohne die universitäre Infrastruktur ihr Patent auch nicht entwickeln können: Kein Naturwissenschaftler kann sich privat ein Labor leisten und so intensiv forschen wie an einer Universität“, sagt der Prorektor.

Weiterer Eckpunkt des Marketing-Konzepts: Sponsoring von Firmen und Privatpersonen. „Das kann bis zur Finanzierung eines ganzen Lehrstuhls gehen, der dann den Namen seines Stifters trägt“, sagt Raimund Schürmeister. „Vielleicht will auch jemand einen Hörsaal ausstatten oder Stühle stiften – alles ist künftig möglich.“

Bis Ende 2004 soll das Konzept stehen, dann beginnt die Werbephase. „In Düsseldorf wird schnell Geld fließen“, glaubt Raimund Schürmeister. „Hier lebt ein ausgesprochen spendierfreudiges Bürgertum.“

An der Ruhr-Universität Bochum klappt das bislang noch nicht. Auf jeden Fall nicht so schnell. Ein Marketing-Konzept für die ganze Universität gibt es zwar bislang nicht. Die medizinische Fakultät – ein besonders hoher Kostenfaktor für die Ruhruni – wirbt jedoch schon seit zwei Jahren um finanzkräftige Sponsoren. „Wir haben schon viele bekannte Persönlichkeiten aus Politik, Kultur und Wirtschaft, die sich für unser Marketing-Projekt stark machen“, sagt Marketing-Beauftragte Carmen Caron. Wer diese so genannten door-opener sind, will sie allerdings nicht sagen. Finanzierungszusagen gibt es auf jeden Fall selbst nach zwei Jahren noch nicht. „Das ist auch ziemlich schwierig bei der jetzigen Wirtschaftslage.“

Auch die anderen nordrhein-westfälische Universitäten waren bei der Suche nach neuen Geldquellen bislang nur mäßig erfolgreich. „Uns ist jeder willkommen, der nicht mit Alkohol, Nikotin oder etwas Politisch-Unkorrektem werben will“, sagt der Pressesprecher der Uni Münster. Bislang ist das nur die Provinzial-Versicherung.