Giftiges Obst – saftiger Skandal

EU-Verbraucherkommissar Byrne warnt: Obst und Gemüse können die Gesundheit gefährden. Pestizidhöchstwerte in zahlreichen Proben überschritten. Rückstände von Giften in Deutschland besonders hoch. Zitrusfrüchte und Salat stark belastet

BERLIN taz ■ Die Schale der Orange makellos, das Fleisch saftig – doch jetzt warnt EU-Verbraucherkommissar David Byrne vor der vitaminreichen Kost: Obst, Gemüse und Getreide seien so stark mit Ackergiften belastet, „dass ein Gesundheitsrisiko somit nicht ausgeschlossen werden kann“, heißt es im EU-Bericht 2002 zur Pestizidüberwachung. Er wurde jetzt im Internet veröffentlicht.

Die Ware von deutschen Super-, Groß- oder Wochenmärkten schnitt besonders schlecht ab: Von den knapp 7.000 Lebensmittelproben war mehr als die Hälfte belastet – mit Rückständen von Mitteln gegen Schädlinge oder Schimmelpilze. Bei rund 9 Prozent lagen die Belastungen sogar über den zulässigen Werten. Beim Gemüse sind zum Beispiel Salat, Tomaten und Paprika besonders stark belastet, beim Obst Pfirsiche, Zitrusfrüchte und Erdbeeren.

Manfred Krautter von Greenpeace sprach gestern gegenüber der taz von einem „ausgemachten Skandal“. Auf den Tellern der Verbraucher landeten jeden Tag millionenfach Obst und Gemüse, die zu stark mit Chemie belastet seien. Gegen kein Gesetz werde in Europa so häufig verstoßen wie gegen das über Lebensmittel. Auch der Toxikologe Hermann Kruse von der Universität Kiel sagte, es sei „bedenklich“, dass die Essenqualität immer schlechter werde. Beide forderten strengere Kontrollen. HANNA GERSMANN

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