Fidels Reich hofft auf das schwarze Gold

Vor der kubanischen Küste werden riesige Ölvorkommen vermutet. Der spanische Repsol-Konzern hat die Bohrer schon ausgefahren. Ein Fund würde auch Kubas Wirtschaft auf die Beine helfen. Die US-Firmen dürfen aber nicht mitsuchen

AUS BERLIN RALF SPRECKELSEN

In Havanna grassiert das Ölfieber. Vor der kubanischen Küste wird gebohrt, und die Ölfirma Repsol-YPF ist zuversichtlich, auf Öl zu stoßen. Denn die Geologen des spanischen Energiekonzerns haben gleich vier potenzielle Vorkommen gefunden.

Deren größte, Yamagua mit einem Volumen von 1,628 Milliarden Barrel, wird derzeit von der Bohrinsel „Eirik Raude“ perforiert. Die hat im Juni rund dreißig Kilometer vor der Küste nordöstlich von Havanna festgemacht. Seitdem fressen sich die Bohrköpfe langsam in die Tiefe von 1.600 Metern. Denn dort wird das Erdölvorkommen vermutet.

Sollte er fündig werden, dürfte das zunächst für Freude bei den Aktionären sorgen. Die Schweizer Bank UBS hat schon einmal durchgerechnet, dass bei einer erfolgreichen Ölsuche mit 1,4 Milliarden Euro an Aktiengewinnen zu rechnen wäre.

Doch nicht nur die Anhänger des Kapitalismus würden vom schwarzen Gold profitieren. Auch die mit rund 13 Milliarden US-Dollar hoch verschuldete kubanische Wirtschaft könnte ein bedeutender Ölfund wieder auf die Beine bringen. Die Energieversorgung war in den vergangenen 14 Jahren der alles limitierende Faktor, erläutert Armando Nova, Wirtschaftswissenschaftler der Universität von Havanna. Denn mit dem Ende der günstigen Öllieferungen aus der Sowjetunion stürzte Kuba in eine Energiekrise, die sich negativ auf die gesamte Wirtschaftstätigkeit auswirkte. Fabriken mussten schließen, Maschinen konnten nur stundenweise laufen und ganze Stadtviertel wurden Mitte der 90er-Jahre bis zu 16 Stunden vom Stromnetz genommen. Die Stromabschaltungen, die apagones, haben in den letzten Monaten wieder zugenommen. Erdöl scheint wieder einmal knapp in Kuba und für zusätzliche Importe fehlt gewöhnlich das Geld.

All das konnte sich ändern, wenn die prognostizierte Erdölbonanza eintritt. Derzeit steht die staatliche Erdölgesellschaft Cupet mit zahlreichen petrochemischen Unternehmen in Kontakt, sagt Juan Fleites, Cupet-Vizepräsident. Auch US-Unternehmen hat er eingeladen. Doch die müssen aufgrund des US-Handelsembargos zusehen, wie der Markt aufgeteilt wird.

Rund 1,2 Milliarden US-Dollar sind nach Angaben von Fleites in der Parteizeitung Granma bisher in die Exploration investiert worden. Für die Kubaner kein Risiko, denn die Verträge sehen eine Teilung der Gewinne vor, wobei der internationale Partner die Investitionskosten vorschießt.

Bescheiden sind aber die bisherigen Erfolge: Zwar wurden seit der Öffnung des kubanischen Erdölsektors 1990 zahlreiche kleinere Vorkommen gefunden, aber zumeist nur mit schwerem, äußerst schwefelhaltigem Erdöl. Immerhin konnte die tägliche Förderung auf derzeit 85.000 Barrel gesteigert werden, so Fleites. Damit wird etwa die Hälfte des nationalen Bedarfs gedeckt, die andere Hälfte muss größtenteils aus Venezuela importiert werden.

Peanuts aus Perspektive der internationalen Energiekonzerne – sie hoffen auf größere Vorkommen qualitativ besseren Öls. Die könnten, so die Geologen, im kubanischen Teil des Golfes von Mexiko liegen. Die Gesteinsformationen seien nahezu identisch mit jenen vor der mexikanischen Küste, wo das Öl aus den Bohrlöchern sprudelt.

Seit 1999 bietet Cupet deshalb Verträge für die Offshore-Exploration an. Repsol-YPF und die kanadische Sherritt International haben sich sechs beziehungsweise vier der 59 Explorationsblöcke gesichert, so das Magazin World Oil. Frühestens 2008 könnte Spezialisten zufolge mit der Förderung begonnen werden.

Bis dahin wird auch das Programm zur Förderung der alternativen Energien wohl weiterlaufen. Die Perspektiven von Biomasse, Solar- und Windenergie seien exzellent, sagt Antonio Valdés Delgado, Energieexperte der staatlichen Technologieagentur Acyt. Kuba könne auch in diesem Segment zum Exporteur werden. Doch die nötigen Investitionen von fünf Milliarden US-Dollar konnte das Land bislang nicht aufbringen.