Teurer Schelmenstreich

Teile der Republik mussten gestern auf die „Frankfurter Rundschau“ verzichten. Und das wegen zwei Buchstaben

BERLIN taz ■ Weil auf der Titelseite zwei Buchstaben fehlten, mussten gestern weite Teile der Bundesrepublik ohne Frankfurter Rundschau auskommen. Denn anstelle von „Frankfurter Rundschau – Unabhängige Tageszeitung“ stand in Teilen der überregionalen Deutschland-Ausgabe „Abhängige Tageszeitung“ im Titelkopf des linksliberalen Traditionsblattes – wenige Monate nach der Übernahme der durch Werbekrise und Managementfehler stark angeschlagenen FR durch die SPD-eigenen Presseholding DDVG

Der Kauf von 90 Prozent der FR-Anteile durch das Parteiunternehmen hatte für zahlreiche besorgte Kommentare über die redaktionelle Unabhängigkeit des Blattes gesorgt. Die DDVG ist an insgesamt 14 Zeitungen beteiligt und nimmt nach eigener Darstellung keinerlei Einfluss auf die redaktionelle Arbeit. Die FR-Chefredaktion wollte sich zu Spekulationen über etwaige Sabotage nicht äußern und verwies an die Verlagsgeschäftsführung. Von dieser war bis Redaktionsschluss ebenfalls keine Auskunft zu erhalten. Vom FR-Ausfall betroffen waren neben Berlin auch alle fünf neuen Bundesländer. Das Blatt soll 2005 nach Aussagen von SPD-Schatzmeisterin Inge Wettig-Danielmeier wieder schwarze Zahlen schreiben. Bis Jahresende werden noch ein Viertel der rund 1.000 Arbeitsplätze in Redaktion und Verlag abgebaut. STG