Aids ruiniert die Wirtschaft

Afrikanische Staaten leiden unter dem frühen Tod ausgebildeter Beschäftigter. Bei der Bekämpfung des HI-Virus drohen die Vereinten Nationen zu scheitern

COTONOU taz ■ Das Millennium-Ziel 6 der Vereinten Nationen lautet: Die Ausbreitung der Infektionskrankheit HIV/Aids soll gestoppt und der Trend umgekehrt werden. Auf keinem anderen Kontinent leben mehr Menschen mit der Immunschwächekrankheit als in Afrika: insgesamt rund 25 Millionen der weltweit etwa 38 Millionen Infizierten. Jedes Jahr sterben dort etwa 3 Millionen Menschen an Aids. Der Anstieg der Neuinfektionsrate in Afrika ist mitverantwortlich dafür, dass die UNO ihr Millenniumsziel nicht wird einhalten können, wenn es so weitergeht.

Zwar haben andere Regionen wie der ehemalige Ostblock oder asiatische Länder mittlerweile höhere Neuansteckungsraten als Afrika. Aber nirgendwo anders hat die Infektionskrankheit bereits solche Kerben in Gesellschaft und Generationen geschlagen wie in Afrika. Die Funktionsfähigkeit von Verwaltungen und Militär sind gefährdet, weil sich überdurchschnittlich viele Beschäftigte mit dem HI-Virus infiziert haben. Produktivität und Wirtschaftsleistung steigen nicht, um endlich der Armutsfalle zu entkommen, sondern stagnieren. Denn oft stecken sich gerade gut ausgebildete Mitarbeiter an, weil sie wirtschaftlich besser dastehen und deshalb sexuell aktiver sind.

Dabei ist die Lage auf dem Kontinent höchst unterschiedlich. Westafrika hält sich auf einem verhältnismäßig niedrigen Stand. Dort sind rund 5 Prozent der Bevölkerung infiziert. In Nigeria zum Beispiel fiel nach Angaben der dortigen Behörden die Infektionsrate von 5,8 Prozent auf nun etwas über 5 Prozent. Das östliche Afrika liegt währenddessen bei einer Infektionsrate von rund 10 Prozent.

Herausragendes Beispiel für gute Chancen im Kampf gegen Neuansteckungen ist Uganda. In den 90er-Jahren war das Land von der Epidemie extrem betroffen. Staatschef Yoweni Museveni erkannte das Problem und begann eine aktive Anti-HIV-Aids-Politik. Zehn Jahre danach ist die Infektionsrate jetzt rückläufig.

Dagegen rutscht das südliche Afrika weiter ab. Mittlerweile hat das Land eine der weltweit höchsten HIV-Infektionsraten: Ein Viertel der Menschen hat sich bereits angesteckt. In Botswana und Swasiland sollen es zwischen 25 und fast 40 Prozent der Bevölkerung sein.

Bei der UN-Organisation für Entwicklung (UNDP) erklärt man sich die unterschiedlichen Zahlen für Afrika so: „Letztendlich ist klar, dass die Ausbreitung von HIV/Aids von drei Faktoren abhängt: dem sexuellen Verhalten, dem Engagement der jeweiligen Regierung und den verfügbaren finanziellen Ressourcen“, sagt Michel Ahohounkpanzon von UNDP-Benin.

Experten des UN-Aids-Programms beklagen, dass zwar das Bewusstsein seitens der Regierungen gestiegen sei, für Afrikas Kampf gegen die Viruserkrankung aber weiter nur die Hälfte der geplanten Mittel zur Verfügung stehe. Das meiste Geld kommt von der internationalen Gemeinschaft.

Hätte die Aids-Erkrankung in Afrika ein Gesicht, dann wäre es weiblich und jung. Die Gründe dafür liegen vor allem in der schlechten Ausbildung und in mangelndem Wissen, aber auch im sexuellen Verhalten vieler älteren Männer, die oft junge Freundinnen suchen.

HAKEEM JIMO