kuckensema: in ihrer kinowerbung
: „Too Fast, Too Furious in Oldenburg“: Die Trailer-Kritik

Ein ferrari rast durch die straßen, in irrsinnigem tempo ignoriert er rote ampeln, gerät auf die falsche seite, vermindert in den kurven kaum die geschwindigkeit, so dass der fahrer beinahe die gewalt über seinen wagen zu verlieren scheint. Es wird keinerlei rücksicht auf entgegenkommenden verkehr genommen. Zorniges hupen ist die antwort, aber es rauscht in sekundenbruchteilen vorbei und dann hört man wieder nur den gequält heulenden motor und quietschende reifen.

All das wurde mit einer auf der motorhaube montierten kamera gefilmt, nichts weiter manipuliert, höchstens die tonspur ein wenig aufgepeppt – mehr stunt als film. Der regisseur selber saß hinterm steuer, und zu den legenden, die sich um diesen kurzfilm ranken, gehört auch jene, dass er direkt nach der uraufführung verhaftet wurde. Claude Lelouch, ein filmemacher, der in lexika als „Symbol des glatten, französischen Kommerzkinos“ beschrieben wird, hat 1976 mit „Ç‘était un rendezvous“ den ultimativen raserfilm gedreht.

Dessen wirkung ist frappierend – jede hollywood-verfolgungsjagd ist im vergleich eine kutschpartie und wenn ein film den titel „Too Fast, Too Furious“ tatsächlich verdient hat, dann diese neunminütige höllenfahrt. Für den trailer des diesjährigen Oldenburger filmfestivals hat nun der filmemacher RP Kahl ein remake versucht.

Weil Oldenburg etwas kleiner ist als Paris, hat er nur etwa zwei minuten bis zum ziel gebraucht, und als guter deutscher hat er statt des ferrari einen porsche gefahren. Aber ansonsten ist er doch ziemlich werktreu geblieben. Dieser trailer läuft ab heute in den 40 programm- und kommunalkinos zwischen München, Berlin und Groningen.

Mit ihren trailern geben sich die festivalorganisatoren um Torsten Neumann schon seit einigen jahren besondere mühe. Sie sind originell, ironisch, oft mit viel aufwand produziert. Vergangenes jahr sah man ein ganzes drehteam bei einer szene, in der alles schief geht, bis der regisseur entnervt schimpft: „Dieser film wird nie nach Cannes oder Venedig eingeladen werden, sondern höchstens nach Oldenburg!“ Sofort hellen sich die gesichter aller schauspieler auf, denn da wollten sie ja eh viel lieber hin. Im 2001-trailer wachen vier junge bohemiens in einem hotel auf, erinnern sich an einen tollen film, party und absturz, aber nicht daran, in welcher stadt sie gelandet sind: „Oldenburg? Wouw!“ Böse zungen behaupteten damals, der trailer sei besser als das ganze festival, und tatsächlich gab es eine phase, in der die außendarstellung den organisatoren das wichtigste zu sein schien. Aber mittlerweile ist diese hauptsache-cool-attitüde wohl überwunden und das 11. Internationale Filmfest Oldenburg, das zwischen dem 8. und 12. september stattfindet, entwickelt sich dem ersten anschein nach weiter in positiver richtung – was auch damit zu tun hat, dass es mit 200.000 euro förderung (vor allem durch die Nordmedia) endlich ordentlich finanziert wird.

Zurück zum trailer: Das original bekam bei neonrebel. com die bewertung „Visually 3.7. out of 5, Morally a ZERO“ – und auch dem remake kann man vorwerfen, dass es das rücksichtlose autofahren verherrlicht. Aber dies ist eher ein ästhetisches als ein ethisches problem, denn mit dem autofahren ist es wie mit dem rauchen: Beides scheint die kamera aus irgendeinem grund zu lieben – es sieht auf der leinwand einfach verteufelt gut aus!

Wilfried Hippen

In Bremen wird der trailer ab heute in Schauburg, Cinema, Kino 46, Atlantis und Gondel gezeigt