Kunden fliegen auf Atmosfair-Projekt

Zwei Monate nach dem Start zieht die Kampagne für klimaneutrale Flugreisen eine positive erste Bilanz. Mehr als 1.000 Fluggäste haben freiwillig mehr für ihre Reise bezahlt. Das brachte bislang rund 20.000 Euro für Entwicklungsprojekte

VON STEPHAN KOSCH

Der Start war erfolgreich. Gut zwei Monate läuft die „Atmosfair“-Kampagne, mit der Fluggäste die von ihnen verursachte Klimabelastung durch freiwillige Spenden zum Teil wieder ausgleichen können. „Und wir sind positiv überrascht“, lautet das Fazit von Projektleiter Dietrich Brockhagen.

Mehr als 1.000 Kunden haben bereits den Emissionsrechner genutzt, mit dem die bei einem Flug anfallenden Treibhausgase bestimmt werden. Und sie haben dementsprechend gezahlt – etwa 20.000 Euro bislang. Mit dem Geld werden Klimaschutzprojekte in Entwicklungsländern finanziert, wie Solarherde für indische Großküchen oder die Stromerzeugung aus Müll in Brasilien.

„Atmosfair“ erwartet, dass sich innerhalb eines Jahres bis zu 20.000 Kunden an dem Projekt beteiligen. Vielleicht werden es auch deutlich mehr, denn zwei der Schirmherren, Klaus Töpfer, Chef des Umweltprogramms der Vereinten Nationen, und Bundesumweltminister Jürgen Trittin, prüfen noch, inwieweit „Atmosfair“ bei Dienstreisen berücksichtigt werden kann. Auch der Bundestag klärt diese Frage für seine Flüge.

Eine freiwillige Erhöhung der Reisekosten dürfte bei Behörden und Firmen schwierig durchzusetzen sein. Deshalb nutzen nach Einschätzung Brockhagens gegenwärtig vor allem Privatflieger das Angebot. Für die Herbst- und Winter-Saison sei mit einem Anstieg der Kundenzahl zu rechnen. Denn die Reiseveranstalter werben erst in den aktuellen Katalogen intensiv für das vom Bundesumweltministerium und der Eine-Welt-Organisation Germanwatch initiierte Projekt.

Das bestätigt Rolf Pfeifer, Geschäftsführer des „forum anders reisen“. Der Zusammenschluss von insgesamt rund 90 kleineren alternativen Reiseveranstaltern ist im ersten Jahr exklusiver Kooperationspartner von „Atmosfair“. 35 Mitglieder haben sich an der Bürgschaft von 35.000 Euro beteiligt, mit der die von „Atmosfair“ geförderten Projekte abgesichert werden. Seit Beginn der Kampagne wird den Kunden gemeinsam mit ihren Reiseunterlagen Infomaterial über den Emissionshandel für Fluggäste zugesandt. 20 bis 25 Prozent hätten den freiwilligen Obolus entrichtet, schätzt Pfeifer. Etwa 30.000 Touristen fliegen mit einem zu dem Forum gehörenden Unternehmen jedes Jahr in den Urlaub.

Allerdings ist das Projekt auch in der alternativen Reisebranche nicht unumstritten. So werde immer wieder der Vorwurf des „Ablasshandels“ erhoben, der dem besonders umweltbelastenden Flugverkehr ein ökologisches Deckmäntelchen verpasse. Pfeifer selbst spricht von Gratwanderung, sieht die Aktion aber nicht als Gewissensberuhigung. „Es geht um Verdeutlichung der Schäden, die jeder anrichtet, wenn er ins Flugzeug steigt.“

Das unterstützt auch eines der größten am nachhaltigen Tourismus orientierten Unternehmen, der Reiseveranstalter „Studiosus“. Dieser zeigte sich gestern auf Anfrage der taz durchaus an einer Teilnahme interessiert. Im vergangenen Jahr verreisten gut 76.000 Touristen mit Studiosus.www.atmosfair.com