Duisburg verstoffelt Stadtprojekt Urbanum

Die Duisburger SPD klammert sich weiter an ihr Lieblingsprojekt Urbanum und verlängert erneut die Frist für die Projektplaner. Die Opposition plant schon mal günstigere Alternativen für die verödete Innenstadt

DUISBURG taz ■ Zwei Tage nach dem letzten gescheiterten Ultimatum fürs Urbanum sieht die SPD keine Zeitnot. Das Vorzeigeprojekt von Oberbürgermeisterin Bärbel Zieling (SPD) am jetzigen Platz der historischen Mercatorhalle habe noch ein wenig Zeit, so Fraktionsgeschäftsführer Uwe Linsen. „Natürlich nicht ewig“, sagt er. Ob die Entscheidung für oder gegen das Spielkasino plus Einkaufsmeile noch vor den Kommunalwahlen Ende diesen Monats fallen werde, will Linsen aber nicht sagen.

Dienstagnacht lief die Frist für die Projektentwickler Brune Consulting in Düsseldorf und die Stoffel-Gruppe aus dem bayerischen Straubing ohne Ergebnis aus. Bis zu diesem Zeitpunkt sollten die Firmen ihr Finanzierungskonzept vorlegen, auf das die rot-gelb regierte Stadt schon seit Monaten wartet. Nur mit diesem Konzept kann die Düsseldorfer Bezirksregierung die Baugenehmigung erteilen und gleichzeitig den Abriss der Mercatorhalle beschließen. Weder Stoffel noch Brune Consulting wollen sich zu ihrer langsamen Arbeit äußern. „Wir können noch nichts sagen“, sagen Sprecherinnen der Unternehmen, die beide nicht genannt werden wollen.

„Jetzt muss neu geplant werden“, sagt der christdemokratische OB-Kandidat Adolf Sauerland. Die Frist sei ganz klar formuliert gewesen, schließlich hätte die Stadt schon fürs vergangenes Wochenende eine Abbruchparty in der Innenstadt geplant. „Wenn sie das jetzt schon nicht mehr wissen, tut die SPD mir leid“, sagt Sauerland. Die CDU plädiere dafür, jetzt auf ein alternatives Modell zurückzugreifen, das zugunsten des jetzigen abgelehnt wurde.

Das von Sauerland angesprochene Modell sieht wesentlich bescheidener aus als die jetzigen Planungen. Zwar soll dort auch ein Spielkasino im Jahr eine Millionen BesucherInnen von außerhalb in die Hafenstadt ziehen und auch dort ein neuer Konzertsaal für die Duisburger Philharmoniker entstehen. Aber statt wie bisher 30.000 Quadratmetern Einkaufsfläche und etlichen Büros sollen dort nur ergänzend ein paar kleine Läden bleiben und der Heinrich-König-Platz würde weniger Platz verlieren.

Der SPD geht das nicht schnell genug. „Wir haben keine Zeit für Alternativen“, sagt Linsen. Das würde mindestens ein bis zwei Jahre dauern, diese Zeit habe Duisburg nicht. „Die Stadt stagniert.“ Sauerland von der CDU hält das „für ausgemachten Quatsch.“ Höchstens fünf Monate würde es dauern, den Alternativplan durchzusetzen.

Auch die Grünen wollen „neue Wege gehen“, so OB-Kandidatin Doris Janicki. „Wie lange will Frau Zieling denn noch weiterverhandeln?“, fragt sie. Die OB vertröste nun schon zum x-ten Mal. Die Grünen würden allerdings ganz auf die luxuriöse Spielhölle verzichten. Sie hängen noch an der historischen Mercatorhalle. ANNIKA JOERES