Wo Dünkel Qualität hat

Der neue „Manufactum“ ist da: ein Warenkatalog der edlen Konsumlust, gerade für grüne Besserverdienende

Ende der Achtzigerjahre gab das Unternehmen ein Versprechen: „Es gibt sie noch, die guten Dinge.“ Ein altväterlicher Ton des „Gott sei Dank“ schwang da mit – und das war vielleicht beabsichtigt. Mittlerweile ist die Firma ein mittelständisches Unternehmen, das nach wie vor tut, was offenbar eine Marktlücke war – eine, die im gleichen Maße wuchs wie die Grünen an Wählerzuspruch zuzulegen wussten. Und diese Lücke sind die Dinge, von denen fantasiert werden kann, dass sie zwar teuer, aber von guter Qualität sind. Das Register des neuen, fast 400 Seiten starken Katalogs, der sich in diesen Tagen in den Briefkästen der Kunden findet, listet von „Abflußsieb“ (in bewusst alter Rechtschreibung) bis „Zylinderkopfnadeln“ auf, was gerade in den ökolibertären Milieus gern gekauft wird – oder würde, wenn es an den Mitteln fehlt. Erworben werden kann alles, was nicht die Aura von C & A, Woolworth oder Mediamarkt atmet, also von Ramsch und Plunder. Es gibt fast alles, sogar ein nobles Gartenangebot findet sich, wie auch Lebensmittel oder Seifen, Textilien wie Dufflecoats oder Kaschmirpullover. Alles wirkt wie Haltbarkeit und Nachhaltigkeit, es ist die Antwort auf die „Ein-Euro-Märkte“ der Republik. „Manufactum“ ist in diesem Sinne die lebensbejahende, weil anspornende Antwort auf Hartz IV und deshalb die konsumistische Bibel aller Besserverdienenden. Also der Grünen, denn die shoppen zwar auch gern, aber am liebsten nicht dort, wo es Sonderangebote gibt: „Manufactum“ hat nur Teures. Geiz ist dort ungeil. Undementierten Gerüchten zufolge hätten, dürften nur „Manufactum“-Kunden zur Wahl gehen, die Grünen die absolute Mehrheit. Und Renate Künast wäre Kanzlerin. JAF