Keine gute Unterhaltung

Das laue Leben als kinderlose, geschiedene, mittellose Ehefrau auf Kosten des Ex-Gatten soll bald vorbei sein

Schluss mit den angeblich goldenen Zeiten nach der Scheidung vom verhassten, aber solventen Gatten: Geschiedene Frauen ohne Kinder sollen künftig mehr dazu beitragen, ihr Leben selbst zu finanzieren, findet Justizministerin Brigitte Zypries. Die heute geltende Besserstellung der ersten Frau gegenüber ihrer Nachfolgerin sei nicht mehr zeitgemäß. Besser sei es, den Unterhalt für die Ex-Frau in die Kinder zu investieren, die der Mann sich vielleicht mit der zweiten Frau zugelegt hat. Und damit, so Zypries’ These, könne man auch gleich die Zahl minderjähriger Sozialhilfeempfänger verringern. Die Regierung will das Unterhaltsrecht noch in dieser Legislaturperiode ändern.

Dass kinderlose Erst-Ehefrauen in Saus und Braus leben, während der Ex-Mann mit Ach und Krach seine Zweitfamilie über die Runden bringt, ist ein düsteres Szenario. Doch dass dieser Fall heutzutage häufig anzutreffen ist, lässt sich statistisch nicht belegen. Tatsächlich werden rund ein Drittel aller Sozialleistungen des Staates von allein erziehenden Müttern mit Kindern in Anspruch genommen. Viele Väter zahlen keinen Unterhalt. Angesichts dieser Tatsache scheint der gesetzliche Reformvorstoß wenig relevant, zumindest als Maßnahme gegen Kinderarmut. Ein Gutachten des Bundesministeriums für Familie, Jugend und Senioren belegte bereits 2002, dass sich die wirtschaftlichen Folgen von Trennung und Scheidung besonders für allein erziehende Frauen und Kinder negativ auswirken. Unter anderem deshalb, weil zwei Drittel aller Frauen freiwillig auf den Ehegattenunterhalt verzichten, viele auch auf den Kindesunterhalt.

Schon heute gilt im Übrigen, dass der Unterhalt für kinderlose Ehefrauen nach der Scheidung nicht selbstverständlich ist. Die betroffenen Gattinnen müssen etwa nachweisen, dass sie mit ihrem eigenen Einkommen nicht den vorherigen Lebensstil beibehalten können – oder nicht in der Lage sind, sich selbst zu finanzieren. CHRISTINE BERGER