Schulen im Würgegriff

Tausende Lehrer scheiden aus. Werden sie wieder mit Beamten ersetzt, ist die Schule für Jahrzehnte verriegelt

BERLIN taz ■ Die Präsidentin der Kultusministerkonferenz machte es schlicht: „Das Frage des Berufsbeamtentums ist nachrangig“, sagte Doris Ahnen (SPD) bei der Vorstellung des OECD-Lehrerberichts. Damit hat sie wohl nicht Recht. In den kommenden Jahren wird die Hälfte der 880.000 deutschen Lehrer pensioniert. Werden die Plätze mit verbeamteten Pädagogen besetzt, wäre der Lehrerarbeitsmarkt für Jahrzehnte verriegelt.

Hinter den Kulissen ist das kein Geheimnis. Unter Bildungsökonomen und in den Stabsabteilungen der Kultusministerien ist das die Schlüsselfrage: Stellt man, wenn eine ganze Generation von Lehrern in Pension geht, Beamte oder Angestellte ein? Welche Vorteile an Leistungsentlohnung und Flexibilität ergeben sich? Eine Kultusministerin sagte der taz, eine Nur-Beamten-Lösung schaffe erhebliche Probleme. Man werde daher künftig mit Fristverträgen arbeiten. Genau das hatte die OECD vorgeschlagen, KMK-Chefin Doris Ahnen aber abgelehnt.

Die OECD hatte in ihrer Lehrerstudie zwei kritische Punkte am Lehrerarbeitsmarkt gesehen – den Beamtenstatus der Lehrer und den Bedarf hunderttausender Junglehrer. Der Beamtenstatus schade dem Lehrerimage und mache den Job für die Falschen attraktiv: „Es fragt sich aber, ob das Schulsystem ein Interesse daran haben sollte, Personen anzuwerben, deren wichtigste Motivation die Arbeitsplatzsicherheit ist“, so das Papier.

Präsidentin Ahnen hat sich allerdings wohl noch an anderer Stelle geirrt. Sie sprach davon, die Kultusminister würden in Reaktion auf die erkannten Mängel Standards für so genannte Bildungswissenschaften entwickeln. Eine solche Wissenschaft gibt es freilich nicht. Vielmehr sind damit versprengte Teile der Pädagogik, Didaktik und Erziehungswissenschaft im Lehrerstudium gemeint. Bei der KMK in Bonn wusste man gestern nichts davon, dass Standards speziell entwickelt würden. Es handle sich vielmehr um eine Daueraufgabe, hieß es.

Eine Aufgabe, die längst hätte erledigt sein können. Bereits 1999 stellte eine eigens eingerichtete KMK-Kommission fest, dass „die Ausbildung im Bereich der pädagogisch-didaktischen Kompetenzen vielfach noch nicht zufrieden stellen kann“. Ein Jahr später verabschiedete die KMK zusammen mit den Gewerkschaften eine Erklärung. „Alle Beteiligten sind aufgerufen“, heißt es am Ende, „gemeinsam an der qualitativen Weiterentwicklung des Bildungssystems und der Schulen mitzuwirken“. Ganz unverbindlich natürlich. CIF, KAL, FLOH