Auf der Achse der Guten

Henning Kober macht sich auf die Suche nach jungen Utopisten: den „Prunksters“. In den USA. Jeden Freitag

Sie sind sich selbst Radikale. Sie sind Träumer, Spieler, Poeten und Utopisten. Sie kennen mehr als ein Gesicht ihrer Seele und brennen darauf, die anderen zu sehen. Ein neuer Tag ist ihnen ein neues Abenteuer. Dem schnellen Wahnsinn der Welt blinzeln sie ein Gedicht, ein Lied, eine Idee zwischen die Augen. Ihre Antwort beginnt mit einer Frage. Ihr Körper oder Geist ist jung. Sie wissen, das Schönste in der Frau oder dem Mann ist das Mädchen und der Junge in ihm. Sie heißen nicht George W. Bush, Michael Moore und Ivana Trump. Sie heißen River, Hunter und Scarlett. Vielleicht auch anders. Noch kenne ich ihre Namen nicht, aber ich habe mir vorgenommen, diese Menschen zu finden. Ich möchte sie Prunksters nennen, das steht ihnen gut.

Google findet dazu in 0,16 Sekunden nur 27 Treffer, allerdings aus acht Ländern, die alle nicht weiterhelfen. Ich glaube, sie verstehen mich trotzdem. Die Prunksters sind zu Hause auf der ganzen Welt. Ihre Wahrnemung ist so besonders sensibel, dass sie oft einsame Forscher sind. Deshalb schätzen sie den Wert wahrer Freunde als größtes Geschenk. Ich möchte sie dort suchen, wo man sie zurzeit wenig vermuten würde. In den Vereinigten Staaten von Amerika. Dem Land, das den unbegrenzten Möglichkeiten großartiger Gastgeber war und sich merkwürdig für immer mehr Köpfe zum Reich des Bösen wandelt. Vielleicht weil mehr bekannt ist über die Brüste von Janet Jackson und die Gedichte von Donald Rumsfeld. Aber wenig über den Jungen, der mit Aretha Franklin im Ohr U-Bahn fährt, und das Mädchen, das wahre Sätze von Antoine de Saint-Exupéry unterstreicht. Er wird später der Welt drei sehr wichtige Filme schenken. Sie wird die erste Präsidentin. Vielleicht wird er sich auch während eines Sonnenaufgangs die Pulsadern öffnen. Sie bei den Anonymen Alkoholikern reden. Prunksters tanzen auf einem schmalen Grat. Gekonnt, gefährdet. Vor allem: wertvoll.

Sie werden sehen. Während Sie lesen, packe ich in Berlin meinen Koffer. Leichtes Expeditions-Gepäck. Oben auf: Die E.T.-DVD, mein erster und liebster Kinofreund. Ein Autogramm von John F. Kennedy, das meinem Großvater ein Schatz war. Und ein Flachmann voll Johnny Walker. Ja ich bin etwas nervös, vor Langstreckenflügen. Aus den Boxen singen die Moldy Peaches. Einstimmung auf New York. Dort geht es nächste Woche los. Ich bin genauso gespannt wie Sie.

Fragen zu Prunksters? prunksters@taz.de