Lehrer kommen nie zu Wort

betr.: „Überforderte Heilsbringer“, taz vom 23. 9. 04

Fällt niemandem auf, dass zur Bildungsproblematik nahezu ausschließlich Kulturbürokraten, die in der Regel davon so viel verstehen wie Herr Stolpe vom Verkehr, die Diskussion bestimmen sowie abgebrochene Politologie- und Germanistikstudenten, die als selbst ernannte Bildungsexperten Zeitungsredaktionen zu bevölkern scheinen, aber eine Spezies so gut wie nie zu Wort kommt: Lehrer? Die sind nämlich mit dem Bildungssystem, welches ihnen abverlangt, eine immer problematischere Klientel mit nahezu der Hälfte der noch vor 15 Jahren zur Verfügung stehenden Mittel in einer um ein Drittel verlängerten Unterrichtszeit (das ist etwas anderes als Arbeitszeit) in inzwischen auf mehr als dreißig Schülern angewachsenen Klassen zu unterrichten, auch nicht einverstanden. In dieser Situation ist es einfach billige Augenwischerei, den Eindruck zu erwecken, als läge die Bildungsmisere darin begründet, dass lernunwillige, überbezahlte Freizeitfanatiker die von allen Seiten jederzeit bereitwillig dargebotenen didaktischen Neuerungen nicht annehmen wollen. […]VOLKER PETERSEN, Berlin