Mit Akribie die Wüste entstauben

Das Theater Schachar hat in der Ida-Ehre-Gesamtschule eine neue Spielstätte gefunden. Die morgige Premiere bietet drei Grotesken von Kaldi

Ein bisschen aufgeregt ist er dann doch. Zwar hat Daniel Haw schon viele Premieren seines jüdischen Theaters Schachar erlebt, aber morgen wird es gleich eine doppelte sein. Zum einen hat das absurd-dramatische Stück Andre Töne – zusammengesetzt aus drei grotesken Minidramen des 1940 geborenen israelischen Autors Yohanan Kaldi – Deutschlandpremiere, zum anderen weiht das Schachar seine neue Spielstätte ein: die Ida-Ehre-Gesamtschule in Eimsbüttel. Gerade zwei Wochen ist es her, dass die Entscheidung getroffen wurde. „Das ging alles so unbürokratisch“, freut sich Haw. „Die Schulleiterin Frau Carl fragte nur, ob wir am liebsten gestern oder heute anfangen würden.“ Haw lacht. „Ich habe dann gesagt, morgen reicht.“

Die ersten Aufführungen nach der Gründung des Theaters Schachar 1998 fanden in verschiedenen Räumen statt. Zwei Jahre später wurde ein Kooperationsvertrag mit dem Haus Drei in Altona geschlossen, in dem das Schachar bis 2003 regelmäßig spielte. Doch nach Unstimmigkeiten musste eine neue Bleibe gefunden werden. Für anderthalb Jahre wurden die Stücke im Theatersaal des TGB (Bündnis türkischer Einwanderer e. V.) gezeigt. „Wir wurden dort sehr freundlich aufgenommen, doch der Verein ist gerade in starken Sachzwängen und braucht zahlungskräftigere Mieter“, erklärt Haw.

„Langfristig gesehen wäre ein eigenes Haus natürlich ein Traum“, meint Haw. Doch jetzt ist er erst mal glücklich, in der Ida-Ehre-Schule untergekommen zu sein. „Sie macht ihrem Namen alle Ehre und ist eine sehr liberale, aufgeschlossene Schule, die viel Wert auf kulturelle Veranstaltungen legt.“ Außerdem möchte Haw das neue Umfeld nutzen und Jugendliche fürs Theater begeistern. „Junge Leute sind heute oft so übermedialisiert, dass eine Menge Kreativität verloren geht. Andererseits haben sie ein großes Interesse an Theaterkunst.“ Darum will Haw Schüler auch dazu einladen, sich einige seiner Stücke kostenlos anzugucken. „Ich möchte eine Normalisierung im Umgang miteinander erreichen.“

Hört sich ganz nach Lehrplan an – wie passend für eine Schule. „Oh nein, das hat mit Pädagogik nichts zu tun“, wehrt Haw ab. „Es geht allein ums gemeinsame kulturelle Erlebnis. Wenn Juden und Nichtjuden zusammen über jüdische Witze lachen, ist schon viel erreicht.“ Dafür wird es morgen Abend sicher Anlass geben: Im Zentrum von Kaldis drei Stücken steht ein Paar, das mal die Wüste entstaubt, mal als „Blinde mit Hund“, mal als Chefin und Diener in Erscheinung tritt.

Maren Albertsen

Premiere morgen, 20 Uhr, Ida-Ehre-Gesamtschule, Bogenstraße 36