„Ich sehe das ganz egoistisch“

Maximilian Hecker hört zwar nur englischsprachige Musik und möchte auch viel lieber in England oder Indien berühmt sein als hierzulande. Trotzdem hat der Songwriter aus Berlin seine Unterschrift unter die Musiker-Petition gesetzt, die eine Radioquote für Musik aus Deutschland fordert

taz: Herr Hecker, auch Sie haben die Musiker-Petition unterschrieben, die eine Radioquote für deutsche Pop-Musik fordert. Wie kommt’s?

Maximilian Hecker: Natürlich könnte mir eine solche Quote als Berufsmusiker helfen, mehr Gehör zu finden. Generell würde ich aber sagen, was gespielt wird, sollte Qualität haben, ganz unabhängig von der Nationalität – das wäre sicher die vernünftigste Herangehensweise.

Ich selbst höre kein Radio und habe kaum einen Bezug zu deutschsprachiger Musik. Seit ich vier Jahre alt war, habe ich eigentlich nur englische und amerikanische Musik gehört.

Warum haben Sie dann mit unterschrieben?

Vielleicht, weil ich auch ein bisschen opportunistisch bin. Dabei will ich ja gar nicht in Deutschland bekannt werden. Ich will in England und Amerika bekannt werden. Und in Südkorea und in Indien.

Warum singen Sie nicht auf Deutsch?

Auf Deutsch singen ist peinlich. Bloß nicht alles verstehen … so wie bei den Beatles früher, das wäre toll. „Ich liebe dich“, das geht nicht so gut über die Lippen. Deshalb suche ich mir immer auch nichtdeutsche Liebespartner, das ist echt praktisch.

Braucht deutsche Musik denn eine eigene Förderung? Oder wird damit nur einfach ein bestimmter Zweig der Musikindustrie gefördert?

Was gut ist, wie das noch in den Sechzigerjahren der Fall war, das setzt sich heute nicht mehr unbedingt durch. Und Leute, die früher Viva 2 geguckt haben, die haben heute keinen Musiksender mehr. Die Quote könnte ermöglichen, dass der Nachwuchs, zu dem ich mich auch zähle, das erste Mal Gehör kriegt. Das ist natürlich absolut begrüßenswert.

Ist die Quote nicht als Schritt gegen die zunehmende Amerikanisierung im Radio gedacht?

Das Hauptanliegen ist einfach Chancengleichheit. Man hört schon sehr viele nichtdeutsche Künstler im Radio, und ich habe nichts dagegen, wenn die Leute zwischendurch auch mal mich zu hören kriegen. Ich sehe das ganz egoistisch.

Ob ich mich deswegen ideell in einer Reihe mit Herbert Grönemeyer, Westernhagen und Xavier Naidoo sehe? Ich weiß nicht. Vielleicht sollte man die Freiheit aufbringen, sein Image nicht als das Wichtigste anzusehen. Ich will natürlich nicht ein zweiter Grönemeyer werden – ich will lieber ein zweiter John Lennon werden!

INTERVIEW: SILKE KETTELHAKE