20 Jahre Umweltschutz, der sich rechnet

Der Bundesdeutsche Arbeitskreis für Umweltbewusstes Management (B.A.U.M.) wird 20 Jahre alt und erntet viel Lob von allen Seiten. Er gilt als „größte Umweltinitiative der Wirtschaft in Europa“ und macht Umwelt zur Chefsache. Mitglieder reichen vom Mittelständler bis zum Konzern

HAMBURG taz ■ Zu ihrem 125-jährigen Jubiläum machte die Hamburger Firma Ernst Winter & Sohn ihren Mitarbeitern ein denkwürdiges Geschenk: das Buch „Todeskandidat Erde“ von Ernest E. Snyder. Ihrer Zeit weit voraus, erklärten die Brüder Winter 1972 den Umweltschutz zu einem Unternehmensziel ihrer Diamant-Werkzeuge-Fabrik. Und sie sorgten dafür, dass sie nicht allein blieben: Zusammen mit seinem Mitarbeiter Maximilian Gege gründete Georg Winter 1984 den Bundesdeutschen Arbeitskreises für Umweltbewusstes Management (B.A.U.M.), der in dieser Woche in Hamburg sein 20-jähriges Jubiläum feierte.

„Mir war klar, dass man den Umweltschutz in die Unternehmen hineinnehmen muss“, sagt Winter. 500 Unternehmen, vom kleinen Mittelständler bis zu Konzernen wie DaimlerChrysler und Otto sind heute Mitglied. Dass es nicht 5.000 sind, ist das Einzige, was sich Winter und Gege als Misserfolg anrechnen. Unzählige Projekte hat B.A.U.M. angeschoben, haufenweise Preise haben der Verein und seine Gründer eingeheimst: vom Bundesverdienstkreuz bis zur Aufnahme in die Global 500 Roll of Honour des UN-Umweltprogramms (Unep). Die Kampagne „Solar – na klar!“ zeichnete die EU-Kommission als Best National Renewable Energy Partnership 2001 aus. Gege entwickelte das Berufsbild „Umweltberater“. Aktuell laufen Kampagnen wie „Mimona“ – Mitarbeitermotivation zur Nachhaltigkeit, Solarspaß an Schulen oder die Initiative „Clever Pendeln“.

Wer Mitglied werden will, muss sich zu einem Ehrenkodex bekennen und dafür sorgen, dass sich der Umweltschutz in Zielen und Verhaltensregeln der Firma niederschlägt. Die Gesetze gelten als Mindeststandards. Im Gegenzug profitieren die Firmen von der Öffentlichkeitsarbeit, den Kontakten, dem Erfahrungsaustausch sowie der Beratung und Inspiration durch den Verein. „Mitte der 80er-Jahre war es revolutionär, dass man fragte, ob der Umweltschutz überall im Unternehmen berücksichtigt wurde“, sagt Andreas Troge, Präsident des Umweltbundesamtes.

Ein zentraler Punkt: die Vorschläge von B.A.U.M. rechnen sich. Beginnend mit Georg Winters Leitfaden „Das umweltbewusste Unternehmen“ hat B.A.U.M. eine Reihe von Konzepten und Checklisten entwickelt, die den Unternehmen zeigen sollen, wie sie ökologischer und damit ökonomischer wirtschaften können. Ein Beispiel: Das auf B.A.U.M.-Initiative gestartete Projekt „Eco+“, das kleinen und mittleren Unternehmen zeigt, wie sie mit der Umweltbelastung ihre Kosten senken konnten. „Eco+“ ist auf Klientelen zugeschnitten, für die andere Zertifizierungsverfahren wie ISO 14001 zu aufwändig sind.

Die BUND-Vorsitzende Angelika Zahrnt bescheinigt B.A.U.M., viel für die Akzeptanz des Umweltschutzes in Wirtschaft und Politik getan zu haben. „Es war unheimlich hilfreich, dass das von Unternehmen gekommen ist.“ Allerdings sollte sich B.A.U.M. stärker um die Umweltfreundlichkeit der Produkte und nicht bloß der Herstellungsprozesse kümmern. Außerdem sähe es Zahrnt gerne, wenn sich B.A.U.M. mehr für eine Verbesserung der politischen Rahmenbedingungen einsetzen würde.

Der rege Gege arbeitet zumindest in dieser Richtung. Er ist Vizepräsident der Initiative für einen Welt-Zukunftsrat. Kürzlich hat er ein Buch veröffentlicht, in dem er dafür plädiert, eine mit 5 Prozent verzinste Zukunftsanleihe aufzulegen, die Deutschland durch einen ökologischen Modernisierungsschub aus der Krise führen soll. GERNOT KNÖDLER