Borussias magere Bilanz

Auf der heutigen Bilanzpressekonferenz des einzigen börsennotierten Fußballbetriebs in Deutschland wird ein kräftiges Minus verkündet werden. Die Geschäfte laufen schlecht – auch in den sportfernen Unternehmensbereichen

BERLIN taz ■ Wer vor dem Hotel Lennehof steht, der vergisst für einen Moment, wo er sich eigentlich befindet. Es gibt wenige Orte in Dortmund, die so malerisch wirken wie die Fachwerkfassade des Vier-Sterne-Hauses, dessen Geschäfte nicht schlecht laufen sollen. Das ist insofern eine interessante Meldung, als das Hotel Borussia Dortmund gehört, einem Unternehmen, von dem es in der letzten Zweit wenig Positives zu berichten gab.

Als die Borussia 2000 an die Börse ging, hat die Geschäftsführung verkündet, dass man nicht nur im sportlichen Bereich Geschäfte machen wolle. Wer sich das Unternehmen vor der heutigen Bilanzpressekonferenz angesehen hat, stellt schnell fest, dass auch in den Bereichen, die nicht direkt mit dem Fußball zu tun haben, nicht gerade erfolgreich gearbeitet wurde.

Ein Beispiel dafür ist die Sports & Bytes GmbH. Mit Hilfe der IT-Firma wollten die Borussen im Bereich sportaffiner Internetangebote Geld verdienen. Bevor die Borussen ihr Engagement starteten, erstellte diese Homepages von Spielern und Vereinen aus ganz Deutschland. Doch viele Kunden sind abgesprungen, als Borussia einstieg. Ein Verein wie der TSV 1860 München lässt sich nun mal ungern von einer Firma darstellen, die einem Ligakonkurrenten gehört. Heute ist Borussia Dortmund selbst einer der letzten verbliebenen Großkunden von Sports & Bytes.

Mit einer weiteren Firma wollte Borussia Dortmund die Ausrüsterszene umkrempeln. Mit goool.de gründeten die Dortmunder ihre eigene Trikotmarke, wollten so einen Textilriesen entstehen lassen. Doch das Geschäft mit klassischen Ausrüsterverträgen hat sich als lukrativer erwiesen, und so ist die Borussia in den Schoß von Sportartikelriese Nike zurückgekehrt. Die Rechte an der weiter bestehenden Marke goool.de hat Borussia für 20 Millionen Euro an einen Finanzdienstleister veräußert. Für die Nutzung der Rechte zahlen die Borussen jährlich über 7 Prozent Zinsen. Ein teurer Deal, durch den aber 20 Millionen Euro auf der Habenseite der Bilanz verbucht werden können. Ob die Marke goool.de für die Fans überhaupt noch interessant ist, seit die Bundesligaspieler wieder mit dem Swoosh auflaufen, darf bezweifelt werden. Auch das Ausrüstergeschäft ist also gescheitert.

Wenn das Hotel Lennehof ganz gut läuft, wird das die Aktionäre indes kaum interessieren. Es macht zu wenig Umsatz, um die Bilanz retten zu können.

ANDREAS RÜTTENAUER