Politik geht Frauen ans Celluloid

Das Kölner Frauenfilmfestival „Feminale“ steht offenbar vor dem Aus: Das Land kann eine Förderung im gewohnten Umfang nicht mehr gewährleisten. Die Stadt Köln versucht derweil zu retten, was noch zu retten ist

Noch bis Sonntag findet in Köln die „Feminale“ statt – vielleicht zum letzten Mal. Das im Wechsel mit seinem Dortmunder Pendant „femme totale“ ausgerichtete Frauenfilmfestival könnte durch die Kürzungen im NRW Haushalt 2005 nach 20 Jahren zur Aufgabe gezwungen werden.

Bislang trugen sich beide Festivals durch eine Förderung der Filmstiftung NRW, der Städte und des Landes, das den größten Teil zur Finanzierung beisteuerte. Seit Jahren wurden vom Ministerium für Städtebau und Wohnen, Kultur und Sport (MSWKS) jeweils auch die laufenden Kosten in Zwischenjahren ohne Festival finanziell gestützt. „Diese Förderung ist in dem Maße nicht mehr möglich“, sagt Theda Kluth, zuständig für die Filmförderung im Ministerium. Bereits in diesem Jahr wurde der Etat von153.000 Euro um 21.000 Euro gekürzt, in 2005 werden es nur noch 100.000 Euro für beide sein. Das reicht gerade aus, um „femme totale“ in Dortmund zu finanzieren, nicht aber die pausierende „Feminale“.

In Köln wird befürchtet, dass so die „Feminale“ „ausgehungert“ wird und es sie im Folgejahr nicht mehr geben würde. „Lässt sie sich in Gold aufwiegen?“, fragte Geschäftsführerin Jennifer Jones bei der Eröffnung. Sie kritisierte, dass sich das Festival ständig beweisen müsse. Immer werde nach dem wirtschaftlichen Wert gefragt.

Hilfe kommt jetzt ausgerechnet von der kulturpolitisch angeschlagenen Stadt Köln. Sie hat ihre Zuschüsse nicht nur weiter zugesichert, sondern gar auf mehr als 50.000 Euro erhöht. „Es müssen aber 100.000 Euro erreicht werden, um überhaupt diskussionsfähig zu sein“, sagt Winfried Gellner vom Kulturamt der Stadt. Der städtische Anteil an der Förderung sei im Vergleich zu den Zuschüssen der Dortmunder für deren Festival gering. Den Rest versucht Köln gerade über Sponsoren zu einzuwerben. „Dann haben wir große Chancen, dass wir den Zuschlag vom Land erhalten“, sagt Gellner. Man wolle die „Feminale“ erhalten, „schließlich ist es das ältere, größere und bekanntere“ der beiden Filmfeste, sagt er. Für die Medienstadt wäre der Verlust des Festivals ein großer Schaden.

Sicher scheint, dass am Ende nur ein Festival überleben wird. „Im Augenblick entsteht eine Konkurrenz zur Dokumentarfilmwoche in Duisburg, die wir nicht mehr fördern könnten, wenn wir beide Frauenfilm-Festivals aufrecht erhalten wollten“, erklärt Kluth die angespannte Finanzlage im Ministerium. Dazu sei die Bereitschaft aber eher gering, weil der Aspekt des Dokumentarfilms ebenso wichtig sei, wie der des Frauenfilms“. Beide Festivals seien auch unterschiedlich konzipiert, die Dortmunder „femme totale“ eher thematisch orientiert, die Kölner „Feminale“ vor allem auf aktuelle Produktionen spezialisiert. Nur die Zwangs-Zusammenlegung oder Streichung eines der beiden Festivals werde momentan diskutiert.

Die Macherinnen der „Feminale“ müssen sich nach dem Glamour des Jubiläumsfestivals ab Montag kommender Woche wieder der harten Realität stellen. „Entweder wir fusionieren, oder wir müssen das Konzept ändern und das Festival radikal verkleinern“, sagt Pressesprecherin Anna Jacobsen. CHRISTIAN MEYER