christopher reeve ist tot
: Der Held vom Planeten Kryptonit

In der Fernsehdebatte am vergangenen Donnerstag hatte John Kerry noch von seinem Freund Christopher Reeve gesprochen: Von der Lähmung, die sich der Schauspieler bei einem Reitunfall vor neun Jahren zugezogen hatte; von der Hoffnung, dass die Forschung auch an embryonalen Stammzellen dazu beitragen könnte, dass er eines Tages wieder gehen könnte. Am Wochenende aber ist Christopher Reeve mit 52 Jahren überraschend an Herzversagen gestorben. Er hinterlässt seine Frau Dana Morosini und den gemeinsamen Sohn Will sowie zwei Kinder aus einer früheren Beziehung mit Gae Exton.

Als Filmschauspieler wird Reeve für immer in der Rolle von Superman in Erinnerung bleiben: Zwischen 1978 und 1987 gab es vier Abenteuer mit dem Helden vom Planeten Krypton, dessen irdische Inkarnation der schüchterne Clark Kent ist. Reeve, ein Ostküstenkind aus einer New Yorker Intellektuellenehe, brachte jenes Maß an kultureller Fremdheit in die Rolle des Superman mit, das ihn ideal für Identifikationswillige machte wie für die satirischen Ambitionen von Richard Lester, der den zweiten und den dritten Teil zu kleinen Camp-Exzessen machte.

Die klassische Ausbildung, die Reeve am Londoner Old Vic, an der Comédie Française und an der Juilliard School in New York erhalten hatte, versuchte er zwischendurch in seriöseren Projekten anzuwenden: Er spielte immer wieder am Broadway. Im Kino trat er zweimal unter dem Qualitätskünstler James Ivory auf, in „Was vom Tage übrig bleibt“ konnte er sich mit Anthony Hopkins und Emma Thompson messen. Ein Steckenpferd von Reeve war das Gewerbe der Stuntmen: Die Serie „Hollywood Stuntmakers“ wurde von ihm präsentiert.

Sein politisches Engagement galt vor allem inhaftierten Schriftstellern in Lateinamerika und der Partei der Demokraten in den USA: 1996 warb er für die Wiederwahl Bill Clintons. Damals saß er bereits im Rollstuhl, seine Atmung musste zudem technisch unterstützt werden. 1997 führte er in dem Fernsehfilm „In the Gloaming“ zum ersten Mal Regie. Ein Jahr später spielte er in Jeff Bleckners TV-Remake des Hitchcock-Klassikers „Fenster zum Hof“ die Hauptrolle des Jason Kemp. Seine Autobiografie trägt den Titel: „Immer noch ich.“ So wird er auch in Erinnerung bleiben. BERT REBHANDL