opel unter druck
: Der Gegner heißt Globalisierung

Auf den ersten Blick gleichen sich die jüngsten Schlagzeilen. Erst Mercedes, dann VW, jetzt Opel: Das Management will die Produktionskosten senken und droht mit billigeren Standorten. Doch bei Opel kämpfen die Arbeitnehmer gegen einen Gegner, dessen Einfluss mächtiger ist als bei den anderen Firmen: die Globalisierung.

KOMMENTAR VON STEPHAN KOSCH

Denn Opel gehört zu General Motors (GM) – einem Konzern, der schon längst ist, was DaimlerChrysler mal werden wollte: eine Welt-AG. Der größte Automobilhersteller produziert rund um den Globus Fahrzeuge unter elf verschiedenen Namen. Doch die Gewinnmargen sind dünn, in den USA konnte GM nur mit drastischen Rabatten seinen Absatz steigern.

In Europa reicht das nicht mehr. Hier hat das Management in den 80er- und 90er-Jahren geschlafen und auf Qualitäts- und Imageprobleme nicht frühzeitig reagiert. Die Modelloffensive unter dem früheren Opel-Chef Foster brachte zwar bessere Autos. Aber es blieb bei Achtungserfolgen. Noch ist die Bilanz dunkelrot: Bis zu 500 Millionen Euro Verlust werden offenbar für dieses Jahr in Europa erwartet.

Es war nur eine Frage der Zeit, wann das GM-Management in Detroit und der Europazentrale in Zürich die Daumenschrauben anzieht. Die Rezepte sind bekannt: Weltweit sollen auf gleichen Plattformen verschiedene Modelle mit möglichst vielen gleichen Teilen entwickelt und produziert werden. Ein Saab und Opel Vectra könnten dann von einem Band laufen.Und im Unterschied zu Daimler hat GM tatsächlich die Kapazitäten, dieses Konzept schnell umzusetzen.

Auch wenn die komplette Schließung eines Werkes vorerst nicht geplant ist – die Arbeiter in Bochum, Rüsselsheim und in Schweden sind schon jetzt Opfer der Globalisierung. Denn sie werden in einen Wettkampf geschickt, bei dem am Ende tausende ohne Arbeitsplatz dastehen dürften. Deshalb ist es gut, dass die IG Metall sich nicht für einen Streik ausspricht: Der öffentliche Druck würde in Detroit und Zürich nur vermittelt ankommen. Der Produktionsausfall dagegen würde die geschäftliche Lage verschärfen und der Konzernführung weitere Argumente für die Schließung ganzer Werksteile liefern.

Diplomatie ist gefragt – und Gespräche auf allen Ebenen. Möglicherweise kann hier die Politik unterstützen. Aber alle Beteiligten sollten sich darüber im Klaren sein: Es geht nur um Schadensbegrenzung. Doch auch darum lohnt es sich zu kämpfen.