Rosa Blut ist unerwünscht

Junge Liberale fordern, dass künftig auch Schwule Blut spenden dürfen. Bisher sind die von der Abgabe ausgeschlossen. Wegen größerer HIV-Rate gelten sie als Risikogruppe

Vorschlag der JuLis: Blut von schwulen Spendern doppelt und dreifach prüfen

Bremen taz ■ Aufrufe zum Blutspenden hängen fast an jeder Straßenecke. Blutkonserven sind Mangelware. Nur 7,5 Prozent der Deutschen lassen sich freiwillig anzapfen. Doch der Blutspendedienst nimmt längst nicht jedes Blut. Schwule, die spenden wollen, werden wieder nach Hause geschickt – ohne dass die Kanüle zum Einsatz kommt. Der Grund: Die von der Bundesärztekammer aufgestellten Richtlinien zum Blutspenden schließen homo- und bisexuelle Männer von der Abgabe aus. Das Risiko einer HIV-Übertragung sei zu groß.

Die Bremer Jungen Liberalen (JuLis) finden das unverständlich und fordern die Bremische Bürgerschaft auf, sich für eine Änderung der Richtlinien einzusetzen. Man wisse heute, dass AIDS nicht vorrangig bei homosexuellen Männern vorkomme. „Daher haben solche Vorurteile keine Berechtigung mehr“, sagt JuLi-Chef Jens Oldenburg. Man könne Blutspenden von Schwulen ja zwei- oder dreimal überprüfen, schlägt Mareike Zeddel, ebenfalls im JuLi-Vorstand, vor.

Ralf Buchterkirchen ist Sprecher des schwulesbischen Arbeitskreises „Queer“ in der PDS. „Seit Mitte der Achtziger Jahre ist die Gefahr einer HIV-Infektion durch Bluttransfusion auf nahezu Null gesunken“, sagt der Göttinger. Die Testmethoden hätten sich seither verbessert. Es könne daher nicht mehr von Risikogruppen, sondern höchstens von Risikoverhalten die Rede sein. Denn schließlich sei der Umgang jedes Einzelnen – auch der Heterosexuellen – ausschlaggebend für das Risiko einer HIV-Infektion. Dass Schwule pauschal als Risikogruppe bezeichnet werden, empfindet Buchterkirchen als Diskriminierung.

Der Blutspendedienst bestreitet, dass jeder angehende Blutspender nach seinen sexuellen Vorlieben befragt wird. Das behauptet Ursula Lassen, Sprecherin des für Bremen zuständigen Dienstes in Springe. Doch der Spenderfragebogen, den jeder vor der Abgabe ausfüllen muss, weist ausdrücklich darauf hin, dass Personen mit erhöhtem Infektionsrisiko von der Spende ausgeschlossen sind – also auch Schwule.

Dass homo- und bisexuelle Männer dennoch genauso häufig Blut spenden wie Heteros, hat die Leipziger Soziologin Anja Preuß herausgefunden. Das Risiko von HIV-Infektionen nehme dadurch nachweislich nicht zu. „Die Schwulen, die Blut spenden, gehen sehr verantwortungsvoll mit dem Thema Sexualität um“, vermutet Preuß.

Ebbe Volquardsen