Blocken für Blockbuster

Frankreich will mit Störsendern gegen klingelnde Handys im Kino vorgehen. Dabei ist diese Technik verboten

Die Franzosen wieder. Die Grande Nation macht ihrem Ruf als Kulturnation alle Ehre. Die französische Filmindustrie ist schon bestens geschützt gegen Attacken von außen, jetzt werden die Kulturkonsumenten untern Schutzschild genommen. Betreiber von Kinos, Theaterhäusern und Konzertsälen sollen demnächst mit speziellen Störsendern gegen das Handyklingeln vorgehen können. Diese so genannten Handy-Blocker tun genau das, was ihr Name schon sagt: Sie blockieren alle Funkwellen und bringen das Mobilfunknetz in einem bestimmten Umkreis zum Erliegen.

Der Einsatz solcher Geräte ist europaweit bisher verboten. Neben Frankreich denkt allerdings inzwischen auch Großbritannien darüber nach, ob diese Position nicht zu revidieren sei. Der französische Industrieminister Patrick Devedjian wünscht sich jedenfalls eine Zulassung der Blocker. Vor allem deshalb, weil er sich über die sinkenden Einnahmen der Kulturbetriebe sorgt. Zuschauer blieben fern, weil sie von Anruftönen während der Vorstellung genervt seien. Aha. Das ist doch mal eine interessante Sichtweise auf schwindende Einnahmen.

Könnte man diesen Gedanken nicht auch in Deutschland aufgreifen? Ja. Zum Beispiel zur Förderung des deutschen Films. Handybesitzer werden ab jetzt in alle Hollywood-Produktionen gesetzt, mit der Bitte ihr Telefon auf maximale Lautstärke zu stellen und sich dann umgehend gegenseitig anzurufen. Wer hingegen deutsche Filme schaut, muss den mobilen Quälgeist an der Kasse abgeben. Der Logik des französischen Industrieministers folgend, müssten dann die Zuschauerzahlen der amerikanischen Produktionen abnehmen und die der deutschen zunehmen. Ist doch ganz einfach. Und, äh, logisch. Aber das ist a) ein ganz anderes Thema und b) auch nur so eine Idee.

Hierzulande wird das Klingelproblem sowieso nicht so dramatisch gesehen. Bei der Berliner „Volksbühne“ konnte man sich nicht an ein einziges Zwischenklingeln erinnern. Jan Oesterling von dem Kinounternehmen Kieft & Kieft setzt auf die Sanktionsgewalt der sozialen Gemeinschaft: „Die Leute machen schon deutlich, wenn sie sich gestört fühlen.“

Die Möglichkeiten für deutsche Kinobetreiber sind ohnehin begrenzt: „Diese Technologie ist schlicht verboten“, so ein Sprecher der Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post (RegTP). Es gebe auch keine Überlegungen dies zu ändern. Die RegTP stößt sich vor allem daran, dass Störsender alle Geräte in der Umgebung lahm legen und somit auch Notrufe keine Chance mehr haben. Zudem nutzten diese Sender dieselben Frequenzen wie die Mobilfunkbetreiber und die sind nach Angaben der RegTP exklusiv für die Betreiber reserviert.MICHAEL LÜNSTROTH