Wasserturm-Umbau beginnt

Bezirksamt gibt Widerspruch gegen Baugenehmigung keine Chance. Stahlbecken werden im Turm zerschnitten. Denkmalschutzamt sieht das Projekt positiv

Eine Taube fliegt durch den weiten Raum zwischen dem oberen Becken im Sternschanzen-Wasserturm und der Zinkkuppel, an der das Wasser kondensieren konnte. Ihr Flügelschlag hallt von den beiden Halbschalen wieder. Mit 25 Metern sind sie im Durchmesser so breit wie ein Hallenschwimmbecken lang. „Ich wundere mich, dass es hier nicht mehr Tauben gibt“, sagt ein Kollege. Viele Fenster sind zerbrochen oder stehen einfach offen. Der ummauerte Raum mit seinen vielen Nischen und Winkeln sollte ein gutes Quartier abgeben, denkt der Laie. Doch die Tauben haben ihre Chance gehabt. In den nächsten Wochen wird die Augsburger Firma Patrizia Projektentwicklung mit dem Umbau des Turms in ein Hotel beginnen.

Ein Widerspruch gegen die Baugenehmigung, den Gegner des Projekts eingelegt haben, könne das Projekt nicht mehr stoppen, sagt der Eimsbütteler Bezirksamtsleiter Jürgen Mantell (SPD). Er beziehe sich auf Formalien und sei überdies nicht von Anwohnern vorgebracht worden, also unzulässig.

Bei dem Umbau soll die Fassade weitgehend erhalten bleiben. Die aus Schiffsblech genieteten Wasserbecken werden im Turm zerlegt, ebenso die mannsdicken Rohre und Schieber. Von der Straße Sternschanze aus wird ein Tunnel in den Hügel führen, durch den die Gäste auf Fahrtreppen in das Hotel gelangen.

Der Turm soll einen gläsernen Restaurantanbau über zwei Stockwerke erhalten, der die heutige Umzäunung des Wasserturms aber nicht überschreitet. Dessen Front wird in Richtung S-Bahnhof Sternschanze zeigen. Nördlich davon soll sich eine Restaurant-Terrasse mit Zugang vom Park anschließen.

Ein Blick in den Turm zeigt, dass Bedenken, dieser könnte einstürzen, wenn die Becken entfernt werden, nicht nahe liegen. Das Obere stützt sich auf das untere und dieses auf massive unechte Säulen, die aus der Wand des Wasserturms hervortreten. Ein Bohrung habe ergeben, dass der Grundwasserspiegel unter der untersten Ebene des Hotelbaus liege, teilt Patrizia mit. Bäume seien also nicht gefährdet.

Eckart Hannmann, Leiter des Denkmalschutzamtes, erinnerte daran, dass in den vergangenen 40 Jahren Dutzende von Vorschlägen gemacht worden seien, wie der ausgediente Wasserturm neu genutzt werden könnte. Alle bis auf die Idee, daraus ein Museum zu machen, hätten eine Zerstörung der Wasserschalen nach sich gezogen. Das sei schade. „Der Gewinn, den wir haben“, so Hannmann, „ist, dass die städtebauliche Dominante erhalten bleibt.“ Gernot Knödler