unterm strich
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Castros Sturz vergangene Woche hat weltweit viel Spott und Häme ausgelöst. Führende Intellektuelle Spaniens und die Organisation Writers in Prison sind allerdings eher genervt. Denn der spanische Staatspräsident Zapatero hatte schon versprochen, dass er mit Fidel Kontakt aufnehmen wird, um über das Schicksal des Autors Raul Rivero zu sprechen. Rivero sitzt seit März 2003 in kubanischen Gefängnissen. Er ist einer der 75 Intellektuellen, die damals unrechtmäßig zu 20 Jahren Haft verurteilt wurden. Viele spanische Zeitungen hatten vergangene Woche einen bitterbösen offenen Brief veröffentlicht, in dem Zapatero aufgefordert wurde, im Falle Riveros Fürsprache einzulegen. Wann sein Gespräch mit Castro stattfinden wird, steht nun allerdings in den Sternen. Erst mal muss sich Fidel wohl auskurieren.

Der offene Brief ist auch über das Schicksal Riveros hinaus interessant. In ihm heißt es: „Zusätzlich zur Tatsache, dass ihm [Rivero] der Besuch seiner Familienangehörigen versagt wird, ein Recht, welches doch weltweit jedem Gefangenen zugestanden wird, zu den psychischen und körperlichen Qualen, die er erleidet, sowie der Weigerung ihn als ‚Gewissensgefangenen‘ anzuerkennen (für die kubanische Regierung sind alle Oppositionellen bestenfalls Delinquenten) kommt nun die reale Todesgefahr. Dies zeigt sich in einem Gewichtsverlust von mehr als 40 Kilo in noch nicht einmal 1 1/2 Jahren, den der Dichter erlitten hat, und einem Lungenemphysem, das sich laut ärztlichem Bericht nach zwei schweren Bronchial-Lungenentzündungen entwickelt hat.

All dies wiegt noch schwerer, wenn man bedenkt, dass er im Canaleta-Gefängnis einsitzt, dem Hauptgefängnis der Provinz Ciego de Avila (im Zentrum von Kuba), welches ebenso wie das Boniatico im äußersten Osten als Konzentrationslager betrachtet werden kann. Massive Kerker, die der kubanische Staat nutzt, um all diejenigen ‚auszulöschen‘, die versuchen, privat oder öffentlich etwas anderes, etwas ‚Eigenes‘ aufzubauen. Außerdem ist weder medizinische Betreuung erlaubt, noch gibt es Medikamente, wodurch sich nicht nur die Krankheit verschlimmert – es wird dabei eine Strategie entwickelt, die Gefangenen durch ,natürlichen Tod‘ verschwinden zu lassen und nicht durch Schläge auf den Kopf oder Elektroschocks. So haben es die lateinamerikanischen Diktaturen während des gesamten 20. Jahrhunderts getan, abgesehen von der ‚Diskretion‘, mit der die Diktatur Fidel Castros vorgeht.“

Zu den Unterzeichnern des Briefes gehören viele kubanische Exilintellektuelle sowie Václav Havel, Günter Grass, Mario Vargas Llosa und viele andere.