Die lieben Verwandten

Dani Levys Komödie „Alles auf Zucker!“ mit Hannelore Elsner und Henry Hübchen ist bei der Jüdischen Kulturwoche zu sehen. Der Regisseur begibt sich darin auf Woody-Allen Terrain

von Jennifer
Neufend

Darf über das Judentum gelacht werden? Ja, es darf! Besonders wenn der Witz in einer gut erzählten Komödie versteckt ist. Alles auf Zucker! von Dani Levy ist so ein Film. „Juden können mit sich schonungslos umgehen, politisch unkorrekt, selbstironisch“, sagt Levy. „Jüdischer Humor betrachtet Menschen liebevoll, ist frech, ohne dabei in die Klamotte abzugleiten.“

Mit seinem schnellen Film über zwei zerstrittene Brüder, die sich nach langen Jahren in Berlin wiedersehen, begibt sich Levy auf Woody-Allen-Terrain. Die Geschichte handelt von dem Wendeverlierer Jackie Zucker, von einem Familienzusammentreffen und einem Billard-Turnier. Was die Komödie jedoch auszeichnet, ist weniger die Geschichte. Es ist der Mut, jüdische Bräuche und Gesetze liebevoll aufs Korn zu nehmen.

Über 400 Euro müssen Zucker, gespielt von Henry Hübchen, und seine Frau Marlene (Hannelore Elsner) ausgeben, um im Schnellverfahren jüdisch zu werden. „Dafür“, so die Verkäuferin im jüdischen Spezialitätenladen, „ist es nie zu spät.“ Ein Begleitheft berät darüber hinaus in jüdischen Lebensfragen.

Sicherlich kann eine Geschichte über Menschen jüdischen Glaubens in Deutschland nicht erzählt werden, ohne die Shoa zu erwähnen. Viel wichtiger ist aber in Alles auf Zucker!, dass die Brüder sich wegen des Mauerbaus über 40 Jahre nicht gesehen und gesprochen haben. Ost und West haben die beiden getrennt, gerade auch in Glaubensfragen.

Während der eine Bruder mit dem jüdischen „Club“ nichts mehr am Hut hat, fühlt sich der andere den Traditionen verbunden. Es ist ein unkonventioneller und zugleich erfrischender Blick, den Levy auf die deutsche Geschichte wirft. Als Preview ist Alles auf Zucker! morgen im Holi-Kino zu sehen. Offiziell startet die Komödie am 6. Januar. Sie ist einer von vielen Programmpunkten der Jüdischen Kulturwoche Hamburg, die einen Einblick in zeitgenössische jüdische Kultur verschaffen soll.

Zur Eröffnung treten heute Abend im Rolf-Liebermann-Studio jüdische Künstler aus Hamburg und Schleswig-Holstein auf. Im Kino laufen neben Alles auf Zucker! am Mittwoch im Metropolis Der Zug des Lebens und Sein oder Nichtsein. Darüber hinaus liest der Autor Maxim Biller, es wird jüdisch gerappt, und der Landesrabbiner Dov-Levy Barsilay führt durch die Synagoge in der Hohen Weide.

„Alles auf Zucker“: Morgen, 20.30 Uhr, Holi Kino, Schlankreye 69; Programm der Jüdischen Kulturtage Hamburg unter www.jghh.org